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Die Finsteren Streiter
Die Geschichte beginnt ... - Druckversion

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Re: Die Geschichte beginnt ... - Grunzer - 06.11.2007

Gorrtak sah von seinem Becher auf, aus dem er sich gerade einen mächtigen Schluck gegönnt hatte.
"Sagtet Ihr Blutelfen, Taugror ?" Der Krieger schüttelte den Kopf. "Nein. Und bis heute habe ich niemanden von denen jemals zu Gesicht bekommen. Von denen, die ja zu unserem Bündnis gehören sollen, sich aber eine lange Zeit im Verborgenen gehalten hatten."
Wargrok blickte über seinen Becher hinweg und fing den Blick von Taugror ein.
"Seid gewiß, Taugror, dass Aeluinya geholfen werden wird."
Gorrtak sah den Schamanen von der Seite schief an.
"Ihr habt von Eurer Geheimniskrämerei auch nichts verloren, oder ?"
Alle sahen sich an und lachten gemeinsam auf.


Re: Die Geschichte beginnt ... - Aeluinya - 07.11.2007

Aeluinya erinnerte sich nicht. Jeden Abend versuchte sie es, aber sie erinnerte sich einfach nicht.

Sie schaute traurig in die schwach glimmenden Reste des Feuers vor sich und ein leises Zischen drang aus dem verkohlten Holz als eine Träne hinunter tropfte und sich in Nichts auflöste. Die Blutelfe schaute hinauf zum Himmel und träumte davon, in die Unendlichkeit zu reisen und alles hinter sich zu lassen. Dass sich jeder Zweifel und jede Ungewissheit einfach so auflösen würde - wie die Träne im Feuer.

Ihre zwei Schwestern waren schon im Haus, doch Aeluinya konnte ihnen nicht folgen und saß noch auf dem Feld davor. Irgendetwas war da, irgendetwas stimmte einfach nicht. Sie konnte sich daran erinnern wie sie mit Isanviana und Juuly vor vielen, vielen Monden um die Bäume rannte. Sie konnte sich daran erinnern, wie sie zusammen den Weisen ihres Volkes am Mund hingen und gebannt den Geschichten folgten. Sie konnte sich an die ersten Versuche und Erfolge im Umgang mit der Magie der drei erinnern ... doch da ist ein dunkler Fleck, an den konnte sie sich nicht erinnern. Jedes Mal, wenn sie es versuchte, durchfuhr eine unsichtbare Klinge ihren Körper - ein kalter Wind, der sie vor Schmerz zusammenzucken ließ.

Sie war anders, sie gehörte nicht hierher, das Gefühl hatte sie schon immer. Oft hatte sie ihre Eltern nach diesem dunklen Fleck in ihren Erinnerungen gefragt, aber nie eine Antwort bekommen. Vor einigen Nächten belauschte sie ein Gespräch ihrer Eltern, in dem diese besorgt über Ael - so wurde sie liebevoll genannt - redeten. Sie verstand die Worte nicht, doch sie hörte die Angst in ihren Stimmen.

Was stimmte nicht? Was war bloß los mit ihr? Sie schaute zum Haus, aus dem fröhliches Gelächter ihrer Schwestern zu hören war. Isanviana und Juuly waren soweit, sie hatten die Lehren der Magie soweit abgeschlossen, dass sie nun bald ihre Wege gehen würden. Aeluinya war es noch nicht. Sie hatte nicht die Fähigkeiten ihrer Schwestern. Im Unterricht war sie ständig unkonzentriert und abgelenkt - als ob ihre Gedanken einen eigenen Weg suchen und auch gehen würden.

Sie spürte nie dieses magische Band, das ihre Eltern mit Isanviana und Juuly verband. "Warum nicht? Warum bin ich anders?", fragte sie sich mit leiser und trauriger Stimme als das letzte Glimmen des verkohlten Holzes noch einmal kurz aufloderte und dann in einer ewigen Dunkelheit verschwand.

Sie wischte sich die Tränen von der Wange und ging zum Haus.


Re: Die Geschichte beginnt ... - Aeluinya - 07.11.2007

In den Wäldern von Quel’Thalas war ein tiefes Grollen zu vernehmen. Plötzlich schoss ein Feuerball dicht über den Boden entlang und traf einen herumstehenden Eber, der mit einem lauten Knall tot umfiel. „Zumindest für mein Mittagessen reichen meine magischen Fähigkeiten“, dachte Aeluinya.

Isanviana und Juuly waren nun schon viele Mondphasen aus dem Haus, wahrscheinlich sogar schon außerhalb von Quel’Thalas. Aeluinya hatte sich zwar damit abgefunden, dass sie nicht mit ihren Schwestern in den Kampf ziehen konnte, aber sie fehlten ihr trotzdem. Sie dachte oft an die beiden und überlegte, wo wohl ihr eigener Weg hinführen wird.

Während sie ihr Mittagessen über einem kleinen Feuer zubereitete und sich vorstellte, wie es wohl sein würde, in der Taverne am Ausschank zu stehen, während die Reisenden sich ihre Geschichten erzählten, spürte sie eine plötzliche Kälte. Es war keine unangenehme Kälte. Mehr eine erfrischende, eine wohltuende Kälte. Doch bevor sie über dieses faszinierende Gefühl nachdenken konnte, hörte sie eine ebenso wohltuende Stimme neben sich.

„Endlich habe ich dich gefunden.“

Direkt neben Aeluinya stand ein sehr alter Blutelf in dunklen Gewändern. Sie sprang vor Schreck auf und stolperte beim Zurückweichen über eine aus dem Boden herausragende Wurzel. „Aeluinya, hast du dich verletzt?“, fragte die dunkle Gestalt besorgt. „Nein, nein“, antwortete die junge Blutelfe wie in Trance. „Woher … woher kennt Ihr meinen Namen?“

„Ich kenne nicht nur deinen Namen, Aeluinya, ich kenne auch dich … und du kennst mich“, hörte sie die tiefe und freundliche Stimme sagen. „Nein, ich kenne Euch nicht“, wollte sie erwidern, als es plötzlich in ihren Gedanken aufblitzte. „Ich kenne Euch“, sagte sie stattdessen schüchtern und völlig durcheinander, „aber ich weiß nicht woher und ich weiß nicht …“ Der alte Blutelf legte seine Hand auf Aeluinyas Schulter und lächelte sie an. Ein Zittern schoss durch ihren Körper und löste sich Sekundenbruchteile später in ein völliges Wohlgefühl auf. Aeluinya hätte die Zeit am liebsten angehalten, denn sie fühlte sich wie in der Unendlichkeit zwischen Zeit und Raum. Ihr bisher rasender Puls beruhigte sich und sie atmete tief und entspannt.

„Stelle keine Fragen, Aeluinya, denn die Antworten darauf kann ich dir nicht geben“, sprach der alte Blutelf. „Du musst nach Silbermond reisen. Suche dort nach Alamma. Er wird dich erwarten.“

Aeluinya hatte Fragen – viele Fragen. Doch ihr Mund konnte diese nicht aussprechen. Sie war wie betäubt. Als sie das Gefühl hatte, wieder zu sich zu kommen, war der Fremde verschwunden. Sie rannte umher und rief nach ihm, aber außer ihrem verkohlten Mittagessen war weit und breit nichts zu sehen.

War das ihr Weg? Nach Silbermond, zu Alamma? Sie überlegte nur kurz. „Besser als hinter der Theke in der Taverne zu stehen“, sagte sie und machte sich – nachdem sie eine Notiz am Hause ihrer Eltern hinterlassen hatte – auf die Reise.


Re: Die Geschichte beginnt ... - Aeluinya - 07.11.2007

Aeluinya war eine eher untypische Blutelfe. Sie war unsicher und von sich nie richtig überzeugt. Das Haus, aus dem sie kam, war in der Gegend hoch angesehen und überall wurde sie ebenso wie ihre Schwestern freundlich begrüßt. Doch Aeluinya hatte einen wachen Geist und scharfe Sinne. Sie bemerkte, dass die ihr entgegengebrachte Freundlichkeit oft nur oberflächlich, oft sogar gezwungen war. Sie hatte ständig das Gefühl, etwas zu verbergen, von dem sie selbst nicht wusste, was es eigentlich war.

Die Reise nach Silbermond war eine gewohnte Reise, denn Aeluinya und ihre Schwestern hielten sich in früheren Jahren regelmäßig in den prächtigen Hallen auf und beobachteten die durchreisenden Kämpfer. Doch Zeiten ändern sich und so war sie doch sehr überrascht, dass neben Blutelfen nun auch immer mehr andere Geschöpfe in den heiligen Hallen anzutreffen waren. Erst jetzt bemerkte sie ihre Erschöpfung und beschloss, eine Taverne aufzusuchen. Sie setzte sich auf einen freien Stuhl und schaute sich vorsichtig um.

„Was bedrückt Euch, junge Elfe?“ Eine große Kreatur setzte sich an Aeluinyas Tisch und zwang ihr ein Gespräch auf. „Die Traurigkeit steht Eurem Gesicht nicht gut. Ein süßer Wein hilft da oft Wunder“, sagte das zottelige Wesen und rief den Wirt an den Tisch. „Ich danke Euch, aber ich möchte lieber allein sein“, erwiderte Aeluinya freundlich, aber bestimmt. „Niemand möchte in den heutigen Zeiten allein sein, glaubt mir“, sagte ihr Tischnachbar ebenso freundlich und reichte ihr den Krug, den der Wirt brachte. „Mein Name ist Taugror und wenn ihr erlaubt, werde ich Euch an diesem Tisch Gesellschaft leisten“. Aeluinya hatte nichts dagegen.

Das Geschöpf namens Taugror freundete sich schnell mit der Blutelfe an. Beide vergaßen in ihrem Gespräch die voranschreitende Zeit und leerten mal mit lachender und mal mit gedämpfter Stimme noch einige Krüge zusammen.

„Ich muss weiter, jemand erwartet mich“, sagte Aeluinya hastig als sie die Schläge der Turmuhr hörte. „Dann macht Euch auf den Weg, ich übernehme die Bezahlung des Wirts“, antwortete ihr neuer Freund und lächelte zufrieden. Aeluinya stand auf und verbeugte sich vor Taugror. Zum ersten Mal hatte sie außerhalb ihrer Familie das Gefühl von grundehrlicher Freundlichkeit, zum ersten Mal hatte sie das Gefühl, nicht irgendetwas verbergen zu müssen. "Unsere Wege werden sich noch mal kreuzen, seid gewiss.", sagte Taugror. Sie lächelte zurück und verschwand in den Hallen von Silbermond.


Re: Die Geschichte beginnt ... - Aeluinya - 08.11.2007

Silbermond war vor dem Dritten Krieg eine prächtige Stadt. Der Stolz aller Hochelfen und Mittelpunkt aller arkanen Studien. Das änderte sich schlagartig mit dem Einfall der Geißel. Die einstige Hauptstadt existierte ebenso wie ihre Bewohner plötzlich nicht mehr.

Aeluinya hatte viele Geschichten über den Kampf um Silbermond gehört, über Arthas und über die Führerin der Hochelfenarmee, Sylvanas Windläufer, die in diesem Kampf gefallen war und fortan eine Armee der Verlassenen aus einer unterirdischen Stadt befehligen soll. Was von den Geschichten wahr war, mochte die junge Blutelfe nicht sagen, aber der vernarbte Nachlass der Geißel war auch jetzt noch weit sichtbar. Silbermond war gespalten – und so fühlte sich auch Aeluinya als sie sich in den neu errichteten Hallen der Elfenmetropole auf die Suche nach Alamma machte.

„Entschuldigt bitte …“, begann sie vorsichtig, als sie eine der edlen Wachen ansprach. Die Wache blickte mit strengem Blick auf Aeluinya hinunter. „Ist Euch ein Alamma bekannt? Er soll in Silbermond sein Quartier haben.“ Die Wache schaute irritiert, dann leicht besorgt. „Alamma ist kein Umgang für eine junge Elfe, geht Heim!“ Aeluinya wollte sich schon abwenden – beeindruckt durch den strengen Blick und den aufforderten Ton. Doch sie nahm all ihren Mut zusammen. „Welchen Umgang ich wähle, ist meine Sache. Kennt Ihr nun den Weg? Dann sagt ihn mir.“ Ihre Knie zitterten und sie hatte das Gefühl, gleich ohnmächtig zu werden, als die Augen der Wache aufblitzten und Aeluinya wie ein Feuerball durchbohrten.

„Junge Elfe, ich habe Euch gewarnt. Aber wenn ihr diesen Pfad gehen wollt, will ich Euch nicht aufhalten. Doch habt Acht, denn der Pfad ist schmal und links und rechts davon befindet sich der wohl größte Abgrund, den Ihr Euch vorstellen könnt“, antwortete die Wache nun mit weicher Stimme. Aeluinya verstand nichts. „Sucht in der dunklen Gasse nach ihm.“ Die Wache deutete auf einen Durchgang. „Viel Glück, junge Elfe. Und denkt daran, es ist nicht wichtig, schnell ans Ziel zu kommen, sondern sicher. Ein zu hastiger Schritt führt zum endlosen Fall.“ Aeluinya schaute die Wache fragend an, während sich diese mit einem freundlichen Nicken verabschiedete.

„So langsam habe ich genug von Rätseln“, dachte sie sich und ging in Richtung des Durchgangs.


Re: Die Geschichte beginnt ... - Aeluinya - 08.11.2007

„Meide die dunkle Gasse, Ael.“ Das haben die Eltern von Aeluinya immer und immer wieder gesagt. Vor jedem Ausflug mit ihren Schwestern nach Silbermond kamen diese Worte. „Meide die dunkle Gasse!“

Die Neugier trieb sie zwar schon immer zum Durchgang, doch der Respekt vor ihren Eltern war einfach zu groß, um gegen ihren Wunsch zu verstoßen. Nun stand sie abermals vor diesem Durchgang und blickte ins Leere. Die Zeit verging, doch Aeluinya stand einfach nur da. Was machte sie nur hier? Wieso lief sie nicht einfach nach Hause und vergaß den alten Elf und Alamma? Sie spürte eine unsichtbare Kraft, die sie in die Gasse ziehen wollte. Sie hörte flüsternde Stimmen, aber es war niemand in der Nähe. Aeluinya erinnerte sich an die Worte der Wache und ihre Angst wurde stärker.

Doch dann dachte sie an den dunklen Fleck in ihren Erinnerungen, der ihr immer mehr den Verstand zu rauben schien. Würden sich alle Rätsel mit diesem Schritt auflösen? Aeluinya atmete hastig. Die flüsternden Stimmen wurden lauter und dichter. Sie hielt sich die Ohren zu und schloss die Augen. Dann rannte sie los.

Es passierte … nichts. Es passierte rein gar nichts. Kein Boden, der unter ihren Füßen verschwand. Keine Dämonenarmee, die sie erwartete. Sie stand einfach so in der Gasse. Die Stimmen waren verschwunden, dafür schauten sie leuchtende Augen aus allen möglichen dunklen Ecken an. Die Gasse war zwar nicht so belebt wie die sonnendurchfluteten Hallen, aber einige düstere Gestalten saßen an Tischen und tranken oder hingen in noch düsteren Ecken rum und beobachteten jeden, der vorbei kam.

Aeluinya ging langsam die Straße entlang und bemerkte, wie einige Augen ihren Schritten folgten. Sie kümmerte sich nicht darum, sondern ging zielgerichtet auf einen Hauseingang zu. „Hier ist es“, sagte sie wissend und wunderte sich selbst darüber.


Re: Die Geschichte beginnt ... - Aeluinya - 08.11.2007

„Lauf, Ael, lauf!“ Überall brannte es. Es waren Schreie und aneinander schlagende Klingen zu hören. „Lauf, Ael. Schau nicht zurück. Bitte. Lauf!“ Der Qualm brannte in den Augen. Man konnte die eigene Hand nicht vor Augen sehen. „LAUF!“ … Die Schreie und der Lärm verstummten …

Aeluinya zuckte zusammen. Sie stand immer noch vor dem Hauseingang in der dunklen Gasse, aber was war das? Bilder schossen ihr durch den Kopf. Schreckliche Bilder. Aber welche? Und woher? War das der Einfluss des vielen Weins, der mysteriösen Gasse oder ein Teil ihrer fehlenden Erinnerungen? Sie wurde blass. Ihr wurde klar, dass es vielleicht einen guten Grund für ihr lückenhaftes Gedächtnis gab. Dass die Wahrheit vielleicht eine Wahrheit ist, die sie gar nicht wahrhaben möchte. Sie ging einen Schritt zurück. „Isa … Juuly …“, hörte sie sich selbst mit zittriger Stimme sagen. Ihre Schwestern standen ihr bisher immer zur Seite. Sie waren es, die Aeluinya bisher den nötigen Halt gegeben haben. Aber hier war sie allein.

„Es gibt kein Zurück, was auch immer passiert ist, was auch immer noch passieren mag.“ Sie atmete tief durch und betrat mit festen Schritten das Haus in der Gasse.

Stille.

Im Innern des Hauses herrschte absolute Stille. Kein Ton von draußen drang hinein und kein Ton war von innen zu hören. Das Haus war absolut still. Aeluinya ging durch den Vorraum. Ihre Schritte hinterließen kein Geräusch. Was sie fand, war eine Treppe, die hinab führte. Aus der Tiefe drang ein schwaches, pulsierendes Leuchten nach oben. Sie ging hinunter.

„Aeluinya, Ihr habt Eure Angst überwunden und den ersten Schritt gewagt. Er hatte Recht, an Euch zu glauben. Kommt näher.“


Re: Die Geschichte beginnt ... - Aeluinya - 09.11.2007

„Ihr habt gewiss viele Fragen, doch fragt nicht. Die Antworten werden sich von selbst manifestieren, wenn die Zeit es für richtig hält. Dass Ihr hier vor mir steht, zeigt mir, dass Ihr im Stande seid, die Zeichen zu erkennen und zu verstehen. Ihr seid bereit, aber seid Ihr auch fähig?“ Aeluinya stand völlig erstarrt in dem dunklen Raum, der in langsamer Regelmäßigkeit von einer magischen Lichtquelle in leuchtende Farben getaucht wurde.

„Alamma?“, stammelte die Blutelfe mit hauchender Stimme. „Was sagt Euch Euer Gefühl? Was sagt Euch Euer Verstand?“, erwiderte die Gestalt vor ihr, während sie langsam auf Aeluinya zuging. „Dass Ihr Alamma seid“, antwortete sie mit überzeugtem Ton. „Dann ist es wohl so“, sagte die Gestalt, die inzwischen dicht vor Aeluinya stand. Alamma war ebenso wie der Fremde im Wald mit einer dunklen Robe gekleidet, die Kapuze weit über das Gesicht gezogen, so dass man das Gefühl hatte, mit der Dunkelheit persönlich zu reden. Aeluinya fiel auf, dass Alamma ein Elf sein muss, denn die charakteristischen Ohren zeichneten sich unter dem leichten Stoff der Kapuze deutlich ab.

„Was tue ich hier?“, fragte sie weiter. „Das kommt darauf an, was Ihr tun wollt“, sprach Alamma. Plötzlich durchzog ein Energiestoß Aeluinya, der sich wie der Sprung in einen kalten Bergsee anfühlte. „Ich suche ... meine Vergangenheit“, antwortete sie.

„Seid Ihr sicher?“, fragte Alamma mit leiser Stimme und gesenktem Kopf, während er einen weiteren Schritt auf sie zuging. Sie spürte die Kälte, die von ihm ausging – die gleiche Kälte wie im Wald bei dem Fremden – nur intensiver. Sie wich nicht zurück. Aeluinya formte ihre Augen zu zwei kleinen Schlitzen, aus denen ein loderndes Leuchten kam, das jeden Feind sofort in die Flucht geschlagen hätte. Mit ebenso leiser und fester Stimme wie Alamma sagte sie: „Ich bin mir sicher.“

Mit einem lautlosen Satz sprang Alamma beiseite und seine weiten Ärmel zeigten zu einem großen Buch, das am Ende des Raumes noch hinter der magischen Lichtquelle auf einem einfachen Pult aus Holz lag. „Die Vergangenheit liegt in Eurer Zukunft“, hörte sie ihn sagen, während er regunglos am Rand stand und auf das Buch deutete.

Aeluinya ging mit langsamen Schritten durch den Raum. Sie versuchte, nicht nach links und rechts zu schauen, um ihre Unsicherheit zu verbergen. Als sie vor dem Buch stand, holte sie tief Luft und schaute nach unten.

Auf dem Ledereinband war ein großes Zeichen zu sehe, das sie nicht kannte. Unter diesem Zeichen war ein Wort ins Leder geritzt. Sie ging mit dem Kopf näher an das Buch heran, um die Buchstaben zu entziffern. Das Wort war ein Name. Er lautete Illidan.


Re: Die Geschichte beginnt ... - Aeluinya - 12.11.2007

Der Name Illidan in gesprochenem oder geschriebenem Wort hatte bei vielen Elfen den gleichen Effekt wie der Keulenhieb eines wütenden Kriegers. Erst ist man benommen, dann folgt unkontrollierter Zorn und Hass. Genauso erging es auch Aeluinya als sie diesen Namen auf dem Buch vor ihr erkannte.

Sie schnaubte und bemerkte, wie sich ihr ganzer Körper mit einer elektrisierenden Wut füllte. Aeluinya trat gegen das Pult. Mit einem lauten, dumpfen Knall landete das Buch auf dem Boden. Sie schaute abwechselnd das Buch und Alamma an, der immer noch ruhig an der einen Seite des Raumes stand. Aeluinya nahm ihren Stab und rannte auf ihn los. Der mysteriöse Elf murmelte ein paar unverständliche Worte und ein dunkles Glühen baute sich vor ihr auf. Sie holte mit ihrem Stab aus … und erstarrte.

Ein Dämon schaute Aeluinya mit glühenden Augen an. Sie ließ ihren Stab fallen und bewegte sich langsam mit vorgestreckten Armen zurück.

„Was? Warum?“, stammelte sie, während sie versuchte, die gegenüberliegende Wand zu erreichen und ihren Kopf dabei hastig zur Treppe drehte. „Aeluinya, nicht alles ist so, wie es im ersten Moment scheint“, sagte Alamma mit sanftem Ton. „Habt Vertrauen und entscheidet selbst, welche Wahrheit die richtige ist. Nicht unter jeder Krone befindet sich ein wahrer König, nicht in jedem Bettlergewand auch wirklich in Bettler. Ihr habt viele Geschichten gehört, aber Geschichten sind nur Geschichten. Ihr könnt jederzeit gehen, niemand wird Euch aufhalten. Oder Ihr entscheidet Euch zu bleiben, zu lernen und zu verstehen.“

Aeluinya stand fest an die Wand gepresst, ihr Herz hämmerte. Sie schaute zur Treppe und bewegte sich mit vorsichtigen, seitlichen Schritten langsam auf diese zu. Dann stoppte sie, blickte zu Alamma und zum Dämon, der schwankend im Raum stand, sie die ganze Zeit mit brennendem Blick anstarrte und nur darauf zu warten schien, sie endlich verschlingen zu dürfen.

Zeit verging. Zeit, in der Aeluinya versuchte, nachzudenken. Sie schloss die Augen, konnte aber keine klaren Gedanken fassen. Sie schaute wieder zu Alamma, doch dieser wartete regungslos auf ihre Entscheidung.

Sie drehte sich um und ging langsam zum Buch, das noch immer auf dem Boden lag, stellte das Pult wieder an den gewohnten Platz, hob das Buch auf und legte es auf das Pult. Aus den Augenwinkeln beobachtete sie, wie Alamma scheinbar befreiend nickte, seinen Kopf senkte und tief durchatmete.

Aeluinya legte eine Hand auf das Buch, fuhr fast streichelnd über das Leder zur Ecke des Einbands und schlug es auf.


Re: Die Geschichte beginnt ... - Grunzer - 26.12.2007

Sie hatten sich alle an einen Tisch gesetzt und erzählten sich gegenseitig die Geschichten, die sie erlebt hatten. Gorrtak hatte seine Zeit im Tal der Prüfungen nicht so lange in Erinnerung gehabt, doch außerhalb des Tals hatte sich die Welt weitergedreht, wie er feststellen musste, und es war teils unfaßbar für ihn welche Geschichten er sich anhörte. Insbesondere Geschichten der...Scherbenwelt, wie sie Wargrok nannte. Der nicht enden wollende Krieg mit der Brennenden Legion setzte sich dort fort, doch nicht alles war dort dem Untergang geweiht. Gráogramán bestätigte dies. Es gab Hoffnung, dem Feind Einhalt zu gebieten. Doch der Kampf war mühselig und kräfteaufreibend. Nicht umsonst waren sie nach Orgrimmar (über ein "Portal", wie sie sagten) zurückgekehrt, um ein wenig Ruhe zu finden. Während sie sich so unterhielten, hob Wargrok seinen Kopf und begrüßte lauthals einen Troll mit auffallend roten Haaren, der soeben die Schenke betrat. Im ersten Moment dachte Gorrtak, es wäre der alte Fratzel, dem  irgendetwas auf dem Kopf gewachsen war. Doch dann erkannte, das dies ein ganz anderer Troll war und sich als alter Weggefährte von Wargrok herausstellte. Der Schamane winkte dem Troll zum Tisch, an dem dieser dann auch Platz nahm.
"Gorrtak", begann Wargrok, "dies ist Jailer, ein großer Magier seiner Rasse."
Gorrtak reichte dem Troll seine Hand.
"Seid gegrüßt, Jailer", sagte er aufrichtig. "Wie es scheint, habe ich durch meine Abwesenheit gute Freundschaften verpaßt. Dies gilt es nun nachzuholen."
Während dieses kurzen Gespräches bemerkte Gorrtak, wie der Taure Taugror den Moment nutzte, um auf Wargrok leise einzureden.
"Sie werden Eure Hilfe brauchen", sagte der Taure eindringlich. "Allein werden sie den Weg nicht schaffen."
Wargrok nickte.
"Sie werden unsere Hilfe bekommen", erwiderte Wargrok. "Aber noch ist die Zeit nicht gekommen. Glaubt nicht, dass sie so schwach wären. Sie sind stärker als Ihr glaubt, Taugror."
Der Taure wollte etwas einwenden, doch Wargrok sprach weiter. "Ich gebe Euch mein Wort, mein guter Freund. Wenn sie wahrlich unsere Hilfe benötigen, werden wir zur Stelle sein."
Der Taure nickte zögernd. "Gut, dann soll es so sein. Doch nur um eine von ihnen fürchte ich mich um ihr Heil. Sie hat keinen Beistand"
"Die Bande ihrer Familie ist stark", war alles, was Wargrok erwiderte.