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Itarildë

Geschichte einer Jägerin

Mein Name ist Itarildë, und ich bin eine Jägerin wie meine Eltern vor mir. Ich kam 27 Jahre vor Öffnung des dunklen Portals als erstes und einziges Kind von Thelis und Kylene zur Welt. Wir lebten in einer kleinen Hütte fernab der Städte und Siedlungen. Schon früh lernte ich im Wald zu überleben, zu jagen und Spuren zu lesen. Mit meinem Vater baute ich aus Ästen und Sehnen meine ersten primitiven Bögen, meine Mutter zeigte mir, wie ich aus Leder einen einfachen, kleinen Köcher für meine Pfeile herstellen konnte, und solange wir mit dem auskamen, was wir an Vorräten hatten oder uns selbst in den Wäldern beschaffen konnten, lebten wir unbeschwert und zufrieden in den Tag hinein.

Von Zeit zu Zeit war es allerdings von Nöten, dass mein Vater in die Stadt aufbrach, um die Leder- und Schneiderwaren meiner Mutter zu verkaufen und neue Vorräte und Handwerkswaren zu beschaffen. Meine Mutter bot sich stets dafür an, doch Vater wollte davon nichts wissen. Er machte sich auf den Weg, blieb einige Tage fort, und wenn er heimkehrte, war er ein anderer Elf. Er schien dann von einer merkwürdigen Unruhe befallen, und eine Finsternis war in seinen Gedanken, die ihn mir ganz fremd erscheinen ließ. Mutter schickte ihn daraufhin stets zum Kräutersammeln in die Wälder, was ihm in diesen Momenten zu missfallen schien, doch ihre ruhige und bestimmte Art duldete keinen Widerspruch, und die Tätigkeit beruhigte stets sein Gemüt. Damals glaubte ich, er kämpfe  mit einem Drachkin, der in seinem Herzen wohnte und vom Lärm der Stadt erwachte. In der Stille des Waldes erlegte er ihn ein ums andere Mal, und wenn er wiederkam, war er wieder der Vater, den ich kannte: streng, aber gerecht, etwas unbeholfen in den Dingen des Herzens, aber von großer Güte und Verlässlichkeit.

Meine Mutter wurde nicht von Vaters Schatten heimgesucht. Natürlich sorgte sie sich um ihn, wenn die Finsternis ihn überfiel, doch ihr Vertrauen darauf, dass es ihm auch dieses Mal gelingen würde sich davon zu befreien, übertrug sich auf mich. Es war keine Zeit ohne Kummer, aber immer eine der Zuversicht.

Das Leben, das ich liebte, endete, als sie kamen und unsere Hütte in Brand steckten. Ich weiß noch, dass ich mitten in der Nacht in Vaters Armen erwachte. Er bettete mich ein gutes Stück vom Haus entfernt unter einer dichten Tanne auf den Waldboden und hieß mich still zu sein und zu warten, er würde Mutter holen. Dann ging er fort. Hoch über mir saß ein Drachenfalke. Während ich meinem Vater nachsah und mir die größte Mühe gab nicht zu husten, obwohl meine Lungen entsetzlich brannten, segelte er hinab und ließ sich zu meinen Füßen nieder. Sein rot-goldenes Gefieder glänzte im Schein der Flammen. Der Rauch umnebelte meine Gedanken und meinen Blick, ich hörte noch ein schauriges Lachen einiger Männer, dann verlor ich das Bewusstsein. Als ich erwachte, war der Falke immer noch da und wachte über mich. Von meinen Eltern war nichts zu sehen. Unsere Hütte war nur noch nasse Asche. Die direkt angrenzenden Bäume trugen rußgeschwärzte Blätter wie ein Trauerkleid. Hätte nicht über Nacht starker Regen eingesetzt, wäre auch ich noch den Flammen zum Opfer gefallen.

Der Morgen war bereits erwacht. Auf den Gräsern und dem Moos um mich her glitzerten schillernde Regentropfen. Die Vögel, deren aufgeregte, warnende Schreie ich in der Nacht nur ganz am Rande wahrgenommen hatte, sangen schon wieder ihre Lieder. Gestern noch hätte ich diesen Morgen für verheißungsvoll gehalten, doch nun war alles anders. Ich war allein. Ich war gerade 33 Jahre jung und hatte niemanden, an den ich mich hätte wenden können. In meinem Herzen saß ein Stachel, den ich nicht zu ziehen wagte, aus Angst daran zu verbluten. Ich dachte die Worte einfach nicht, ich dachte nicht an sie, mit aller Kraft dachte ich nicht an ihr Schicksal und konzentrierte mich einzig und allein darauf zu überleben. Der Drachenfalke wich mir nicht von der Seite, half mir beim Jagen, teilte seine Beute mit mir und warnte mich, wenn sich mir Raubtiere näherten. Als ich eines Abends Brennholz aufschichtete und mich mit zwei trockenen Ästen abmühte, in der Hoffnung, doch endlich ein wenig Glut zustande zu bringen, um in der Nacht nicht so erbärmlich zu frieren, vertrieb er mich mit wütenden Schreien, bis ich ein paar Schritte zurückwich, und entzündete das Holz mit seinem Feueratem. So bekam ich eine erste Ahnung von seiner überragenden Intelligenz.

Trotz seiner Unterstützung schwanden meine Kräfte. Jeden Tag stolperte ich planlos in eine andere Richtung, bis ich dem Falken die Führung überließ. Er lotste mich nach Norden, bis wir auf eine Priesterin trafen. Sie versorgte die Wunden, die das Leben in der Wildnis mir geschlagen hatte. Als sie nach meinen Eltern fragte, brach der Damm, die Verzweiflung überschwemmte mich. Nur mühsam brachte ich die Ereignisse hervor, und sie entschied, mich nach Silbermond zu bringen, der unheilvollen Stadt. Die erste Nacht durfte ich im Gasthaus verbringen. Es war ein sonderbares Gefühl, auf einmal wieder in einem richtigen Bett zu liegen, ohne den Falken in direkter Nähe. Von unten drangen die Geräusche aus dem Schankraum zu mir. Ich schlief einen unruhigen Schlaf. Bei jedem Gelächter schreckte ich in Todesangst hoch, obwohl keines Ähnlichkeit mit dem aus jener anderen, schrecklicheren Nacht hatte.

Der nächste Morgen begann mit einem gierig verschlungenen Frühstück und vielen Fragen nach mir und meiner Herkunft. Schließlich wurde ich zu einem großen Haus gebracht, wo wir zu einem alten Elfen vorgelassen wurden. Seine Gesichtszüge wirkten irgendwie vertraut auf mich, doch sein steinerner, abschätzender Blick behagte mir nicht. „Bal’a dash“, grüßte ihn die Priesterin, „doral ana’diel?“ Er reagierte nicht auf die Höflichkeitsfloskel. „Bal’a dash, malanore. Anaria shola.“

Ich staunte nicht wenig über solch schlechtes Benehmen, doch meine Begleiterin ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. „Ich bringe Euch das Kind Eures Sohnes. Auf meiner Reise fand ich es im Wald. Zu meinem tiefen Bedauern muss ich Euch mitteilen, dass Euer Sohn und seine Frau bei einem Brand ihr Leben ließen.“

Während ich noch zu verstehen versuchte, dass dieser Mann mein Großvater sein sollte, polterte er schon los: „Schafft dieses Balg aus meinem Hause und erwähnt nie wieder den Bastard, der es zeugte! Fort mit Euch!“ – „Aber…“ – „Hinaus! Wenn Euch Euer Leben lieb ist, tretet mir nie wieder unter die Augen, Priesterin! Ihr tätet besser daran, dieses Balg im nächsten Fluss zu ersäufen.“

Die Priesterin gab auf, zog mich hinter sich her und verließ mit mir das Haus, in dem mein Vater aufgewachsen war. Nach einem Moment der Ratlosigkeit brachte sie mich zum Waisenhaus. Die Familie meiner Mutter lebte nicht mehr, teilte sie mir mit, und da die Familie meines Vaters mich verstieß, blieb ihr keine andere Wahl. Ich glaube, sie war sehr erleichtert, als sie mich irgendwo loswerden und die Stadt verlassen konnte.

Ich wurde nicht glücklich in Silbermond. Hätte es einen anderen Ort für mich gegeben, an den ich hätte gehen können, ich wäre fortgelaufen, und sie hätten mich nicht davon abgehalten. Mit der Zeit brachte ich in Erfahrung, dass es an der Familie meines Vaters lag – die noch lebenden Mitglieder wurden nicht geschätzt, sondern gefürchtet, und da ich von ihrem Blut war, schnitt man mich, so gut es ging. Ein Lederer ließ mich schließlich für sich arbeiten. Ich mochte ihn nicht, aber die Beschäftigung tat mir gut, auch wenn er mich nur langweilige Zuarbeiten verrichten ließ. Mit der Kunstfertigkeit meiner Mutter konnte er sich nicht messen. Früher hatte er meinem Vater oft ihre Arbeiten abgekauft, um sie als seine auszugeben. Jetzt ging es mit seinem Geschäft langsam bergab. Er betonte gern, wie dankbar ich ihm sein sollte, weil er sich mit mir abgab, obwohl so schlechtes, verderbtes Blut in meinen Adern floss. Eines Tages reichte es mir mit dem Respekt gegenüber den Älteren, und ich schrie ihn an: „Ich bin von meines Vaters Blut, und mein Vater war ein guter Mann!“ – „Ein dummer Mann war Euer Vater, dass er sich gegen die Familientradition zur Wehr setzte! Seine Geschwister haben selbst unschuldige Familien ins Verderben gestürzt, sein Vater bringt den Tod, wie es ihm in den Sinn kommt. Nur ein Narr würde sich gegen diese Familie auflehnen. Aber Eure Mutter hat ihm den Kopf verdreht. Er hätte sie verlassen und ein Hexenmeister werden sollen, wie es seine Bestimmung war, dann wäre er vielleicht noch am Leben…“

Er hatte mehr gesagt als er wollte, und plötzlich verstand ich. Wenn er auch ein grässlicher Kerl war, so war er meinem Vater doch irgendwann einmal freundschaftlich verbunden gewesen. Er grollte ihm, wie man nur jemandem grollen kann, der einem am Herzen liegt.

Die Jahre vergingen. Ich hielt Augen und Ohren offen, um mehr über die Familie meines Vaters zu erfahren. Außer ihm waren sie alle ausschließlich Hexenmeister gewesen, viele waren ausgesprochen mächtig, doch alle neigten zur frühen Verderbtheit. Die Geschwister meines Vaters waren alle schon tot. Zwei von ihnen hatten viele unschuldige Leben mit sich gerissen und der Welt nichts hinterlassen als Kummer, Bitterkeit und eine neue Generation magiebesessener Zöglinge. Vaters Kämpfe mit dem Drachkin in seiner Brust zeigten sich mir nun in einem anderen Licht.

Mit 47 Jahren fühlte ich mich erwachsen genug um allein zurechtzukommen. Mitten in der Nacht stahl ich mich aus der Stadt, und ich genoss es, den Falken wieder ständig um mich zu haben. Wir legten gut Strecke zurück, erreichten bald die Grenzen des Landes und erforschten das nächste, wobei wir uns von Siedlungen möglichst fernhielten. Wir hofften, auf diese Weise lästigen Fragen aus dem Weg zu gehen, doch es hatte auch zur Folge, dass wir vom Weltgeschehen so gut wie nichts erfuhren. Wir machten unseren Weg ohne zu wissen, von wo Gefahr drohte, und schließlich rannten wir mitten in die Arme der fürchterlichsten Kreaturen, denen wir je begegnet waren: Orcs. Sie griffen uns an, und wir kämpften mit allen Mitteln, doch als ich das Leben des Drachenfalken langsam schwinden sah, ließ ich die Waffen fallen und rief ihn zurück: „Feuergold, hierher!“

Ich hatte ihm einen Namen gegeben. Bis zu diesem Moment war er ein nützlicher Begleiter gewesen, eine Waffe, ein Werkzeug und ein Mittel gegen die Einsamkeit. Er war ein Drachenfalke gewesen, nun war er Feuergold, und ich begriff, dass ich dadurch einen Bund mit ihm eingegangen war, den niemand mehr würde brechen können.

Die stinkenden Kreaturen legten mir Fesseln an und brachten uns fort. Nach einigen Tagen erreichten wir ihr dreckiges Lager, und mit Händen und Füßen zeigten sie mir, wo ich putzen, Wasser heranschleppen oder andere niedere Dienste verrichten sollte. Es war eine widerwärtige Zeit. Nichtsdestotrotz lernte ich, ihre Grunzlaute als Sprache zu begreifen. Als ich in der Lage war ihre Anweisungen zu verstehen, wurden auch die Tritte weniger, mit denen sie die Bedeutung ihrer Zeichensprache untermauert hatten. Es wurde leichter, auch wenn mir nie aus dem Sinn ging, dass ich jetzt eine Sklavin war. Nach vielleicht anderthalb Jahren öder, demütigender Arbeit kam Abwechslung ins Lager: man wollte nun neue Länder entdecken. Da ungewiss war, ob die Forscher je zurückkehren würden, war ich die Erste, die sie als Schiffsjungen benannten. Die Arbeit auf dem Schiff unterschied sich nicht sehr von der an Land, ich putzte, kochte und gab mir Mühe, den Gestank aus den verlausten Kleidern zu vertreiben. Doch schließlich kam Land in Sicht. Als ich den ersten Fuß auf die Erde Kalimdors setzte, ahnte ich natürlich noch nicht, wie sehr mein Leben sich hier ändern würde.

Auf der Suche nach neuen Verbündeten trafen die Orcs bald auf die Tauren. Während mich bei dem ersten Anblick der Orcs vor allem ihre abstoßende Hässlichkeit beeindruckt hatte, waren es bei den Tauren ihre körperliche Kraft und Größe, ihr tierähnliches Aussehen und die Freundlichkeit in ihrem Blick, die mir als erster Eindruck im Gedächtnis bleiben sollten. Auch die Orcs überraschten mich bei dieser ersten Begegnung – das sonst so kriegerische Volk bewies einen Sinn für Diplomatie und überreichte den Gastgebern eine starke Sklavin als Begrüßungsgeschenk. Mich.

In Erwartung erneuter, unbekannter Grauen resignierte ich. Bei den Orcs hatte immerhin Hoffnung bestanden, dass ich eines Tages würde fliehen können. Bei den Tauren in Kalimdor saß ich fest und würde niemals wieder in mein Land zurückkehren können. Statt mir mit Händen und Hufen zu befehlen ihnen das Fell zu lausen oder die alten, ausgefallenen Haarbüschel wegzufegen, holte mich am nächsten Morgen ein Taure aus dem Zelt, in dem ich geschlafen hatte, und setzte sich an einer kahlen Stelle auf die Erde. Er wies auf den Platz vor sich und klopfte auf den Boden. Zögernd setzte ich mich zu ihm. Mit einem Stock begann er in die Erde zu zeichnen. Eine Art Eber. Er deutete darauf und gab einen dröhnenden Laut von sich, dann zeigte er auf mich. Ich begriff. Doch so sehr ich mich auch bemühte, das Geräusch nachzumachen, es schien nicht richtig zu sein. Nun deutete er auf die Zeichnung, dann auf mich und sah mich fragend an. Ich nannte ihm den thalassischen Ausdruck. Erst wirkte er erfreut und nickte eifrig, ließ es mich wieder und wieder vorsprechen, um es dann selbst zu versuchen, doch nichts Verständliches kam über seine Lippen. Schließlich griff er wieder nach dem Stock, zeichnete, deutete auf etwas, das wie ein Orc aussah, und dann wieder auf das Schwein. Ich versuchte es auf Orcisch, und ja – das schien ihm leichter zu fallen. Die folgenden Wochen lehrte ich ihn die Sprache der Grunzer, und schon bald brauchten wir Hände und Füße nicht mehr.

Der Name meines zukünftigen Lehrers war Kintan Rotfell. Er und seine Frau Paukaja ließen mich bei sich wohnen. Wenn Kintan seine Schüler betreute, ging ich Paukaja in der Hütte zur Hand oder unternahm kleine Ausflüge mit Feuergold, um ein paar Leckerbissen zu schießen. Zum ersten Mal seit zwei Jahren war ich frei, und ich genoss es in vollen Zügen. Was ich für andere tat, tat ich nur, weil es mein Wunsch war und nicht, weil ich Strafe fürchten musste. Kintan redete viel mit mir. Er interessierte sich sehr für mein Leben und die Welt, aus der ich kam. Über die Hochelfen und die Orcs konnte ich ihm einiges berichten, und ich verschleierte meine Wut auf mein eigenes Volk und das meiner Peiniger nicht. Auch über Magier und Hexenmeister wollte er vieles wissen, und wieder hörte er geduldig zu, wie ich die Nethermanten verteufelte. Schließlich bot er mir an mich zur Jägerin auszubilden – er wusste, dass ich diesen Wunsch schon lange hegte -, wenn ich dafür bereit war, mich auch mit meiner Wut auseinanderzusetzen. „Ein guter Jäger braucht ein ruhiges Gemüt“, pflegte er zu sagen, wenn ich in diesen zusätzlichen Lehrstunden in Rage geriet.

Was die Orcs betraf, so genügte es ihm, wenn ich ihnen gegenüber höflich blieb und sie nicht für die Jahre als Sklavin hasste. Hätte er sich nicht so sehr dafür eingesetzt, ich hätte die Nachricht über den Bund der Hochelfen und der Orcs als einen weiteren Verrat meines Volkes mir gegenüber aufgefasst. Ein neuer Name für die meiner Art hatte sich durchgesetzt. Sie bezeichneten sich nun als Blutelfen. Quel’Thalas war verwüstet, der Sonnenbrunnen verunreinigt, die Brennende Legion zurückgedrängt worden. Mich berührte nichts davon. Mein altes Leben und meine Herkunft schob ich von mir, so gut es ging. Ich wollte mit all dem nichts mehr zu schaffen haben. Meine Heimat war jetzt hier, in Mulgore. Mein Volk waren die Tauren, meine Familie Kintan und Paukaja. Ich hätte damit sehr gut leben können, wenn Kintan mich gelassen hätte. Doch er bestand darauf, dass eines Tages die Sehnsucht nach Meinesgleichen erwachen würde. Und so kämpfte er mit Worten um mehr Verständnis und Verzeihen, bis der größte Zorn sich legte und schließlich nur noch ein Misstrauen blieb, das mich auch heute noch begleitet.

Ich wurde wirklich erwachsen. Meine Wurzeln sah ich in Mulgore, doch ich wusste sofort, was er meinte, als Kintan sagte: „Kind, es wird Zeit. Ihr müsst Eurem Herzen erlauben die Heimat zu sehen.“

Einen Moment lang brauste aller Unwille in mir auf. Ich wollte nicht dorthin, nicht von hier fort, ich wollte nicht wieder von einem Volk, das ich für das meine hielt, verstoßen werden – dann sah ich in sein alt gewordenes, besorgtes Gesicht. Der Sturm der Wut und Verzweiflung verklang, und übrig blieb flüsterndes Bedauern. Ich verstand, dass es ihm das Herz brach mich fortzuschicken, und dass er es nur fertigbrachte, weil er glaubte, es wäre das Beste für mich. Also dankte ich ihm und verabschiedete mich mit den besten Wünschen von meinen Pflegeeltern. Feuergold flog voran. Bevor ich mich zum Gehen umwandte, versprach ich meinem alten Lehrer: „Shan’do, ich werde Euch stolz machen.“ Und im Gehen hörte ich ihn murmeln: „Das habt Ihr schon, Kind, das habt Ihr schon längst.“

Ich spürte noch lange seinen Blick in meinem Rücken. Hätte ich damals gewusst, dass er die Zeit bis zu meiner ersten Heimkehr nicht überleben würde, ich wäre sofort umgekehrt. Doch ich ging auf seine Weisung und mit seinem Segen, und das Schicksal wollte es so.

Eine Antwort auf „Geschichte einer Jägerin“

Eigentlich fehlen mir die Worte, um etwas zu schreiben, aber unkommentiert möchte ich es auch nicht lassen. Einfach nur: wow!

Eine wunderschöne Geschichte, die hoffentlich bald weiter geht. Jetzt muss ich doch glatt aufpassen, dass mir die Jägerin nicht noch sympathisch wird. 😉

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