„Nicht unter jeder Krone befindet sich ein wahrer König, nicht in jedem Bettlergewand auch wirklich in Bettler. Ihr habt viele Geschichten gehört, aber Geschichten sind nur Geschichten. Entscheidet selbst, welche Wahrheit die richtige ist.“
Was ist die Wahrheit? Was ist richtig, was falsch? Mit jedem Tag habe ich das Gefühl, mich immer mehr von den Antworten zu entfernen. Bin ich gut oder böse? Selbst diese Frage kann ich inzwischen nicht mehr mit Gewissheit beantworten. Wenn ich in die Vergangenheit schaue, schaue ich in ein tiefes Loch. Ich bin jetzt. Ich bin hier. Und meine Zukunft ist offen. Ich heiße Aeluinya und das ist meine Geschichte …
Alamma war mein Lehrer, mein Meister, und mit obigen Worten hat er mich vor vielen Jahren in eine Richtung geführt, die mich nun hierher gebracht hat. Ich bin, was ich bin. Aber wer bin ich? Die Erinnerungen verdunkeln sich von Tag zu Tag. Ob Aeluinya mein richtiger Name ist, weiß ich nicht, denn an meine Kindheit kann ich mich nicht mehr erinnern. Wann und wo ich geboren wurde, weiß ich auch nicht, doch der Gestank von Zerstörung in Quel’Thalas beißt noch tagtäglich in meiner Nase. „Die Vergangenheit liegt in Eurer Zukunft.“ Auch das hat mein alter Meister an jenem damaligen Tag gesagt und seitdem suche ich sie. Meine Vergangenheit.
Ich erinnere mich an meine späte Jugend. Diese habe ich in einem kleinen Dorf in den Wäldern von Quel’Thalas verbracht. Silbermond und der ganze Trubel um Krieg, Kampf und Ehre war weit genug entfernt, um daran nicht ständig denken zu müssen. Ich spielte mit meinen beiden Schwestern Isanviana und Juuly, lauschte im Mondschein den Geschichten unseres Volkes und freute mich jeden Abend auf das Mahl mit meinen Eltern. Es war ein schönes Leben. Beschaulich, einfach und fernab von allen Problemen. Doch schon damals spürte ich einen Konflikt in mir. Ich spürte Hass, Zorn, Unsicherheit und ich spürte das, was ich jahrelang nicht als Wahrheit akzeptieren wollte oder konnte. Ich gehörte dort nicht hin.
Meine Eltern waren nicht meine Eltern, meine Schwestern nicht meine Schwestern. All die Zuneigung, die von ihnen ausging, die Liebe, die Herzlichkeit, alles war echt, das habe ich gespürt. Aber es war nicht meine Familie. Sie haben mich in vergangenen Tagen aufgenommen und großgezogen, aber wann genau das war und vor allem warum, weiß ich nicht. Bin ich nur eine Waise, die eine traurige Vergangenheit verdrängt hat oder haben mich meine Eltern einfach abgelehnt, verstoßen und ausgesetzt? Inzwischen wäre es mir eigentlich egal. Ich bin meinen Weg gegangen und kämpfe an vorderster Front für mein Volk. Ich habe mich durch die felsigen Reste von Draenor geschlagen und bereite mich auf den endgültigen Kampf gegen das Übel unserer Welt vor. Ja, es wäre mir egal … wenn nicht diese Begegnung gewesen wäre. Diese eine Begegnung, die meine Adern zu loderndem Feuer werden ließ. Diese Begegnung, die mich benommen machte und mich in Raserei versetzte. Mein Herz schmerzte, es brannte, es donnerte in meinem Körper, als ob es ausbrechen wollte und riss meine Gedanken der Vergangenheit wieder aus den Tiefen hervor. Ich verfluchte diese Begegnung, ich verfluchte diesen Tag, ich verfluchte sie, die es wagte in mein Bewusstsein einzubrechen. Ich kochte vor Wut, aber warum? Irgendetwas brachte meine Erinnerungen wieder zum Vorschein. War es ein Gefühl? Ein böser Zauber? Die einsetzende Verderbnis?
Ich stand kurz davor, sie einfach niederzustrecken und in den nächsten See zu werfen als mir wieder die Worte von Alamma einfielen. Ist das mein Weg in die Zukunft, mein Weg in die Vergangenheit? Mein ganzer Körper war von Schmerzen durchzogen. Ich wollte aufschreien, aber biss die Zähne zusammen. Was war es, was mich so ergriff, was mich an das erinnerte, was ich eigentlich vergessen wollte? Es gab nur einen Weg, es herauszufinden. Ich atmete tief und ruhig durch und begrüßte sie freundlich. Doch innerlich verfluchte ich sie, diese verdammte Jägerin, diese Itarildë …
3 Antworten auf „Die Vergangenheit liegt in der Zukunft“
„Die Worte klangen rein. Erhaben und traurig zugleich. Wie Farben, die sanft verschwimmen, wenn sich die Mittagssonne im Wasser bricht. Wie ein Duft, den man leise spürt, wenn man an vergangene Tage denkt. Wie der Wind, der aus der Wüste kommt und die Ufer des Meeres küsst. Salzig und kühl und so verzweifelt, daß selbst die Wellen sich seiner erbarmen müssen.“ (Chr. Marzi)
Entschuldige, daß ich mich fremder Worte bediene. Ich bin zu bewegt, um eigene zu finden. Mehr. Bald. Bitte. Morgen?
Danke für die fremden und auch eigenen Worte. 🙂
Danke für mehr. 🙂