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Gorrtak

Chronik des Kriegers – Kapitel I

„Die Tage verdunkeln sich weiter, trotz des unermüdlichen Kampfes gegen die Schergen und Handlanger des Lich-Königs. Es ist ein aufreibender Kampf, doch eigentlich hat der Feind nur einen neuen Namen bekommen. Der Kampf scheint nie zu enden. Umso wichtiger halte ich es, Erfahrungen niederzuschreiben, auf das angehende Krieger Lehren daraus ziehen können.

Einst war ich Grunzer, ein arbeitender Orc im Tal der Prüfungen in der trockenen Steppe von Kalimdor. Kleinere Umstände haben mich zum großen Nachdenken und letztlich auf den Weg des Kriegers geführt und mir einen neuen Namen gegeben. Auf meinen Weg dorthin bin ich vielen Gefährten begegnet. Gefährten, die teilweise heute noch die Kampfreihe mit mir gegen den Feind aufrecht erhalten. Andere sind ihre Wege gegangen. Auch mich überkam öfter das Verlangen nach Ruhe und Abgeschiedenheit, doch der Kriegsruf hat mich bislang immer wieder ereilt und ich bin ihm gefolgt. Auch das Leben eines Kriegers kann nicht nur aus Kämpfen bestehen. Sicherlich ist dies das Bild, was jeder mit sich trägt, aber es mag nur auf die ganz blutrünstigen Krieger zutreffen. Bei Orcs mag man es nicht glauben, aber auch ein Krieger muss dann und wann eine Oase der Ruhe aufsuchen. Einst glaubte ich, diese Oase wäre im Tal der Prüfungen zu finden, doch so richtig Ruhe fand ich nicht. Ich führte zwar die einfache Tätigkeit eines Holzfällers aus, doch meine Gedanken kreisten weiter um den andauernden Krieg. Ich konnte den Gedanken nicht lange ertragen, kam ich mir doch wie ein jämmerlicher Orc vor, der sich vor den Kampf drückte. Der Aufseher des Tals hatte es kommen sehen und mit verschmitzten Lächeln entließ er mich aus meinen einfachen Verpflichtungen, die ich freiwillig wieder eingegangen war. Und zog ich erneut in den Kampf. Doch ein nicht endenwollender Krieg zermürbt jedes denkende Wesen, auch einen Orc, und so kam der Zeitpunkt der Überdrüssigkeit. Erneut floh ich vor den Krieg und suchte erneut Ruhe und Abgeschiedenheit. Doch dieses Mal nicht im Tal der Prüfungen, nein, dieses Mal im Herz der Unruhe: mitten in Orgrimmar, in der Stadt, die niemals schläft. Und eigenartigerweise war dies die richtige Entscheidung. Ich hielt meine Augen offen, taktierte die Feindesbewegungen, schöpfte Kraft. Ich erkannte, dass es nicht schändlich war, sich für eine Weile zurückziehen, um vom Irrsinn des Krieges Abstand zu nehmen, und dann gestärkt wieder in die Schlacht zu ziehen. Wer sich täglich Gewalt und Kampf aussetzt, verliert den eigentlichen Sinn aus den Augen und so ist es ratsam, zuweilen Abstand zu nehmen. Und so zog ich mich hier in eine Kammer der Halle der Finsteren Streiter zurück. Diese Kammer gehört mir nun allein. In früheren Tagen hatte ich sie mir überwiegend mit einem Troll geteilt, doch der Troll ging seines Weges und so nutze ich die Kammer für mich allein.
Und nun habe ich wieder Monate der Ruhe hinter mir und ein Ruf ereilt mich.“
Der Orc setzte die Feder kurz ab und las das Geschriebene.

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