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Gorrtak

Chronik des Kriegers – Kapitel I, 2.Teil

Gorrtak kratzte sich kurz am Kopf, tunkte dann die Feder erneut ins Tintenglass und schrieb weiter:
"Der Ruf ereilte mich zu einem Zeitpunkt, an dem ich ihn am wenigsten erwartet hatte. Es war kein normaler Ruf, er kam von Innen, meiner inneren Stimme. Es mag der Ruf des Kriegers gewesen sein, von dem ich schon viel gehört, aber noch nie so recht daran geglaubt hatte. Doch es gibt ihn. Jede Faser meines Körpers verspürte einen unglaublichen Bewegungsdrang, die Hand muss den Griff einer Axt oder eines Schwertes spüren, die Sinne wollen den Kampf wahrnehmen. So war mir, als ich durch die Straßen von Orgrimmar wandelte und meinen Gedanken nachhing. Mag sein, dass es daran lag, dass ich hier und da Gesprächsfetzen von entfernten Abenteuern wahrnahm oder daran, dass der dunkle Schatten vom Lich-König über allem lag. Jedenfalls eilte ich zur Halle der Streiter zurück, machte eine Notiz für die anderen Streiter und holte meine Rüstung, die gut und sorgfältig verpackt in meiner Kammer lag, hervor und legte sie an. Als meine Hand den Schwertgriff umfaßte, fühlte ich mich gleich ruhiger. Mein Geist verlangte nach dem Kampf gegen das Unheil, und nachdem mein Körper und Geist ausgeruht hatten, verlangte es mich nach blutigem Kampf. Der Blutdurst der Orcs überkam mich.
Zu meinem Erstaunen erreichte meine hastig notierte Notiz in den Hallen der Streiter sehr früh viele Streiter. Auch neue Streiter waren in den Hallen zugegegen. Neue Namen und neue Streiter, die ich noch kennenlernen sollte. Doch das neue Abenteuer sollte mich mit alten Recken zusammenführen: Wargrok, Schamane und Gildenmeister; Aeluinya, Blutelfe und Hexenmeisterin; Braks, Taure und Druide und schließlich Khylon, untoter Todesritter. Die Wege der neuen Streitern Grìmur, einem Druiden-Tauren, und Itarildë, der Blutelfen-Jägerin, sollte ich erst später kreuzen."
Grunzer setzte die Feder ab und rieb sich seine Schulter. Es war eine alte Narbe. Eine Narbe aus vergangenen Tagen. Gorrtak überlegte kurz, dann nickte er. Als er damals dem Dämon Taragaman gegenüberstand, zusammen mit…Gorrtak überlegte erneut und nickte wieder. Zusammen mit Magalos, dem Untoten Paladin und Fratzel, dem Troll-Priester. Unten, unter Orgrimmar, im Flammenschlund hatten sie gekämpft und der Krieger hatte sich eine böse Verletzung zugezogen. Aber diese erste Narbe trug dazu bei, dass er sich eines Tages seinen Namen verdienen würde. An den eigentlichen Kampf konnte sich der Orc nur noch vage erinnern, der Troll-Priester hatte ihn gepflegt und geheilt.
Gorrtaks Blick fiel auf ein kleines Gläschen, das mit wenigen blauen Pillen gefüllt war. Das Glas war stumpf, Staub hatte sich darauf niedergelassen. Das waren die Pillen des Trolls gewesen, die er oftmals eingenommen hatte, wenn er sich zu sehr unter Druck gefühlt hatte. Gorrtak grinste. Aber irgendwann ist jeder sein Weg gegangen. Von Magalos hatte der Orc nie wieder etwas gehört, er schien vom Erdboden verschwunden zu sein. Dem Troll war Gorrtak noch ab und zu begegnet, aber auch dies war schon eine sehr lange Zeit her. Vielleicht hatte sich der Troll endgültig in Sen Jin niedergelassen, Gorrtak wusste es nicht. Gorrtak schüttelte den Kopf. Das waren alles vergangene Tage und es hatten sich neue Streiter eingefunden. Gorrtak wandte sich wieder den Pergamenten zu, tunkte die Schreibfeder ins Tintenfass und schrieb weiter.

2 Antworten auf „Chronik des Kriegers – Kapitel I, 2.Teil“

Ihr müsst denken, unsere Federn wären mit einem ähnlichen Zauber belegt wie die die Talismane Jainas und Thralls, doch seid versichert: ich bin selbst überrascht, wie oft uns die Worte gleichzeitig ans Pergament treiben. *grinst* Nun will ich erst einen Kodo verspeisen, bevor ich das Geschriebene in die Schrifthallen trage. Nur eines noch, bevor mich der Hunger ins Gasthaus treibt: ich liebe Eure Kunst, die kleinen und doch so bedeutenden Details in Eure Geschichten einzuflechten. Es ist jedes Mal ein Genuss, Euren Erzählungen zu lauschen.

Nach der Lagerfeuergeschichte ist es natürlich auch für mich ein Genuss, nicht nur neben dem Krieger zu kämpfen, sondern auch wieder etwas von ihm zu lesen. Weiter!

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