… seine Finger verkrampften sich und die Schreibfeder ließ sich nicht mehr führen. Die Buchstaben, die er eben noch auf das Pergament geschrieben hatte, verloren ihre Form, zogen sich zu einem tintenschwarzen Klecks zusammen, der sich geleeartig über das Pergament ausbreitete. Ein schwarzes Loch sprang ihn an …
Trabakh schrack aus dem Schlaf auf und unterdrückte nur mühsam einen Schrei. Hektisch atmend besann er sich, wo er sich befand. Die Sonne stand schon tief im Tal der Prüfungen und die Felsen und die wenigen Bäume warfen langen Schatten auf den sandigen Boden. Vor ihm stand ein Ork in spärlich bekleideten Leder und hielt einen Holzknüppel in der Hand. Es schien so, als ob er kurz davor war, Trabakh mit der Knüppel auf den Kopf zu hauen. Sofort sprang Trabakh auf und stieß den Orc zu Boden. „Dabuu?“, rief der Orc verdutzt.
„Das fragst du noch, du Wurm?“, entgegnete Trabakh vor Wut. „Ich sollte dich zerquetschen!“
Der fremde Orc schaute ihn verdattert an und schaute hilfesuchend zu dem Aufseher, der in einiger Entfernung stand und sie beide beobachtete. Trabakh trat dem Orc den Knüppel aus der Hand.
„Verschwinde aus meinen Augen !“
Der fremde Orc rappelte sich schnell auf und eilte davon. Wütend sah Trabakh ihm nach. Es war ein anstrengender Tag gewesen und die Arme schmerzten ihm vom vielen Baumfällen. Die Pause, die er sich gegönnt hatte, war mehr als überfällig gewesen. Und da wagte es ein dahergelaufener Orc, ihn im Schlaf auf den Kopf zu hauen. Gut, er hatte es nicht getan, aber wäre Trabakh nicht von allein aufgewacht, wäre er auf höchst unschöne Weise geweckt worden. Der Traum wirkte noch immer nach. Ein sehr merkwürdiger Traum war es gewesen. Namen und Orte schwirrten ihm im Geiste herum, die er noch nie gehört und noch nie gesehen hatte. Es erschien ihm wie ein Traum im Traum, der widerrum in einem Traum verschachtelt war. Und da fielen ihm die Parallen des Traumes auf. Auch im Traum hatte er Begegnung mit einem fremden Orc gehabt, und dieser hatte ihn allerdings auf den Kopf geschlagen. Im Traum hatte Trabakh einen anderen Namen getragen. Grunzer… und später Gorrtak. Trabakh kratzte sich am Kopf, seine Wut war verflogen. Ein sehr eigenartiger Traum, fand er. Träume weisen einem den Weg, so heißt es. Kopfschüttelnd rieb er sich die Augen, drehte sich um und zog seine Axt heraus, die noch in einem gefällten Baum steckte. Er hieb einen dicken Ast vom Baum, aber in Gedanken sah er nicht den Ast, sondern die Gegner, gegen die er im Traum gekämpft hatte: Untote, Nachtelfen Menschen, Zwerge, Orcs, Spinnen, Murlocs, Ghule, Dämonen, Drachen…gegen alle möglichen Geschöpfe Azeroths hatte er gekämpft. Es war ein berauschender Traum gewesen, so verworren er auch gewesen sein mochte. Trabakh schaute auf den Schaft seiner Axt und nach langem Zögern hieb er die Axt in den Baumstamm. Er hatte einen Entschluss gefasst. Der Aufseher des Tals beobachtete ihn noch immer und Trabakh ging zu ihm. Der Aufseher erwartete ihn mit verschränkten Armen.
„Nun“, wurde Trabakh höhnisch gefragt. „Ist dein Tagwerk beendet ?“
Stumm starrte Trabakh ihn an. Da er nichts erwiderte, verlor der Aufseher langsam seine selbstsichere Haltung und wurde allmählich wütend.
„Du !“, hob der Aufseher an. Doch weiter kam er nicht. Trabakh holte aus und versetzte den Aufseher einen mächtigen Schlag ins Gesicht. Der Aufseher fiel nach hinten auf den Hosenboden und blickte verwirrt und bestürzt zugleich Trabakh an.
„Die Tage des Peon sind vorbei“, sagte Trabakh in ruhigem Ton und würdigte den Aufseher keinen weiteren Blick.
Als Trabakh das Tal der Prüfungen hinter sich liess, überkam ihm ein Gefühl von Freiheit und er begriff, dass er sich entschlossen hatte. Der Weg eines Kriegers erwartete ihn.