Itarildë berührte mit den Fingern die strahlende Farbe der Eingangstür. Sie war noch feucht. Frisch und sauber, einladend. Taugror hatte sich alle Mühe gegeben, die Spuren der Zeit zu beseitigen und einen Anfang zu machen. Ein „frisch gestrichen“ – Schild wäre nicht verkehrt gewesen, aber mit solchen Kleinigkeiten gab sich der Taure wohl nicht gerne ab.
Vorsichtig, um nicht noch weitere Spuren auf der Farbschicht zu hinterlassen, schloss die Jägerin die Türen auf und betrat die Hallen, dicht gefolgt von Feuergold, der sich sogleich auf einer verstaubten Rüstung niederließ und sich zu putzen begann.
Durch die schmutzigen Fenster drang fahl das Sonnenlicht. Staub tanzte in der Luft, wo der Lufthauch ihrer Bewegungen ihn aus dem Schlaf geschreckt hatte.
Sie ließ ihren Blick über die Rüstungen und Waffen schweifen. Einige waren passabel poliert und gepflegt, andere begannen schon Rost anzusetzen. Ein fassförmiger Streitkolben zog sie an. Sie sog scharf die Luft ein – und lächelte. „Ihr seid noch da. Wo Ihr seid, da gibt es noch Hoffnung“, flüsterte sie der dazugehörigen Rüstung zu.
Ein tiefer Atemzug, dann richtete sie sich auf und rief mit einer Stimme, aus der die Müdigkeit gewichen war: „Feuergold! Such mir den Sprachstein! Wir wollen wecken, was zu lange ruht, und bewegen, was fast schon versteinert ist.“
Noch einmal ging sie die Reihen der Rüstungen ab. Ohne aufzublicken, fing sie den unauffälligen und doch magischen Stein, den ihr Begleiter aus dem Schnabel fallen ließ. Sie nahm ihn in beide Hände und murmelte wie im Gebet:
„Aeluinya.
Grímur.
Gorrtak.
Graodan.
Wargrok.
Elufania.
Tossard.
Volverin.
Fratzel.
Wohlani.
Shadarlogoth.
Jailer.
Khylon.
Alle, die Ihr die Seele der Streiter tragt: Erwacht und strömt zu den Hallen.“
Feuergold blickte zweifelnd und begann sich unglücklich die Federn zu putzen.
„Sie werden kommen. Vielleicht nicht alle, aber doch manche. Genug, um der Dunkelheit die Stirn zu bieten, die über Azeroth hereinbrechen will. Sie spüren es auch. Sie werden kommen. Anar’alah belore“, versprach sie. Dann eilte sie davon, um einer weiteren, wichtigen Aufgabe nachzugehen. Es gab viel zu tun.