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Gorrtak

Chronik eines Kriegers – Kapitel II – II

Schmatzend fuhr die doppelschneidige Axt durch den Panzer des Silithiden und trennte dem Wesen den Kopf ab. Das Insektoid sank leblos zu Boden und grünliche, zähe Flüssigkeit floss aus der offenen Wunde, die der trockene Sandboden begierig aufnahm. Trabakh sah sich nach weiteren Silithiden um, doch es schien so, dass man ihm eine Pause gönnen würde. Schnaufend säuberte der Orc seine Axt im Sand und trank einen Schluck aus seinem Wasserschlauch und verschloss diesen dann wieder sorgfältig. Wasser war in dieser Ödnis sehr kostbar. Er war schon durch Tanaris gereist und war davon ausgegangen, ein derartiges Wüstengebiet nie wieder betreten zu müssen, doch er war dem Ruf seines Kriegshäuptlings gefolgt, um den Zirkel des Cenarius beizustehen, die um Untersützung gebeten hatten. Sein Kriegshäuptling ! Trabakh spie aus. Er hielt nichts von Garrosh Höllschrei, dem Sohn von Grom Höllschrei, doch seine Meinung behielt er für sich. Es hatte sich bereits oft genug gezeigt, dass es unklug war, offene Kritik an Garrosh Höllschrei zu zeigen. Der Oberanführer Krom´Gar hatte es im Steinkrallengebirge am eigenen Leib zu spüren bekommen, was es bedeutete, offene Kritik zu äußern. Und ein Orc folgt seinem Kriegshäuptling, so war es halt. Auch wenn es manchmal widerwillig geschah. Oder öfter.
Aufkommender Wind lenkte ihn von seinen Gedanken ab und feine Sandkörner bissen ihm bereits in die Haut. Schlingernd näherte sich über die Ebene ein Sandsturm und Sandstürme waren in dieser Gegend nicht zu vernachlässigen, sie konnten sich als tödliche Gefahr erweisen. Es wurde Zeit, den Rückweg zur Burg anzutreten, dort würde er sicheren Unterschlupf finden. Er eilte über die Wüstenebene hinweg und hielt auf die Burg zu, die sich in Sichtweite vor ihm erhob.
Ein Riesenskorpion näherte sich mit kampfbereiten Scheren von der Seite, doch Trabakh ließ einmal die Axt in der Luft kreisen und der Riesenskorpion blieb in zwei Teile geteilt zurück im Sand liegen.
Die Burgwachen nickten grüßend, mehr Ehrerbietung zeigten sie nicht. Mehr wollte auch Trabakh nicht. Die Nachtelfen empfand er als sonderbares Volk und mehr wollte er nicht mit ihnen zu tun haben. Er versuchte sie zu ignorieren und betrat den steinernen Wehrturm. Der Sandstrum hatte an Heftigkeit gewonnen und weitere Nachtelfen und Tauren hatten ebenfalls den Schutz des Turmes aufgesucht. Trabakh blieb am Eingang stehen und während er den Sturm beobachtete, verloren sich seine Gedanke an die Ereignisse der letzten Tage. Der Sturm dröhnte in seinen Ohren und manchmal klang es wie große Schwingen, die in der Luft kreisen. Ganz so wie an dem Tag, an dem er das Tal der Prüfungen verlassen hatte. Er war gerade aus der Schlucht herausgetreten als riesige Schwingen die Luft nach unten drückten und feinen Sand und Sträucher durch die Luft wirbeln liessen. Trabakh war starr vor Schreck stehen geblieben und hatte mit Klauen gerechnet, die ihm den Bauch aufreißen würden. Doch nichts von dem war geschehen. Ein geflügeltes Wesen, beritten von einem Orc in einer prächtigen Rüstung, hatte sich sanft zu Boden gelassen und der Reiter des Tieres hatte ihn stumm angeschaut.
Der Schreck hatte Glieder gelähmt, doch Trabakh hatte den Blick des Orcs trotzig erwidert.
„Ein großer Weg liegt vor Euch, junger Krieger“, sprach der Reiter des geflügelten Reittieres. Das Gesicht hatte Trabakh nicht erkennen können, da ein Helm es zur Hälfte verbarg.
„Seid gegrüßt“, hatte Trabakh erwidert. Ein leises Lächeln hatte den Mund des Reiters umspielt.
„Auch ich grüße Euch. Ich habe Euch erwartet.“
Trabakh hatte die Augen misstrauisch zusammengekniffen.
„Mich erwartet? Wie das? Mein Entschluss, das Tal zu verlassen, wurde von mir gerade erst gefällt.“
„Ich wusste nicht, dass Ihr es seid, aber ich wusste, dass jemand das Tal just in diesem Moment verlassen würde. Und Ihr seid es nun.“
„Also bin es doch, auf dem Ihr gewartet habt?“
Der Reiter hatte seinen Kopf amüsiert hinundher bewegt.
„Wenn Ihr ein Krieger seid, dann wird es so sein.“
Der Reiter hatte hinter sich gegriffen und vier Taschen und einen Lederbeutel von seinem Sattel gelöst.
„Dies werdet Ihr gebrauchen können. Es verpflichtet Euch zu nichts, doch wenn Ihr Euch eines Tages bereit fühlen solltet, so werden wir uns wieder begegnen.“
Die Taschen und der Lederbeutel waren zu ihm geworfen worden und dann war der Reiter wieder in die Lüfte entschwunden. Im Lederbeutel waren mehrere Goldstücke, wie Trabakh feststellen musste.
Diese Begegnung war ihm sehr eigenartig vorgekommen und voller Geheimnisse. Und während seiner vielen Reisen, die er mittlerweile unternommen hatte, war er dem Reiter bislang nicht wieder begegnet. Aber, so sagte er sich, er fühlte sich auch noch nicht bereit. Aus diesem Grund würde der Tag einer erneuten Begegnung erst noch kommen.

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