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Nurm

Die Erkenntnis

Nurm ließ eine Welle des Schmerzes durch die Reihen seiner Gegner laufen und belegte sie gleich mit dem Segen des Peins. Das Ergebnis war niederschmetternd. Und schmerzhaft. Für Nurm. Denn seine untoten Gegner ließen sich nicht beeindrucken. Nur einer blieb endgültig regungslos auf dem Boden liegen, die anderen kamen raunend und schmatzend mit schwankenden Schritten weiter auf den Priester zu. Nurm wich weiter zurück, doch seine untoten Gegner drangen immer mehr auf ihn ein. In seiner allerletzten Not wob Nurm einen heiligen Schild um sich, hob den Saum seiner Robe und ergriff kopfüber die Flucht. Nach einiger Zeit ließen die Gegner von der Verfolgung ab und Nurm verlangsamte völlig außer Atem seinen Schritt. Erschöpft ließ er sich auf einen moosbewachsenen Stein nieder, der am Weg lag. Zumindest vermutete Nurm, dass es Moos war, wenn auch das Gewächs eine deutlich ungesündere Farbe hatte.
Nurm vergrub seinen Kopf in seine halbverfallenen Hände und starrte unglücklich vor sich hin.
"Ich bin ein Diener des Heiligen Lichtes, der Kranken und Verwundeten Genesung bringt. Ich bin kein Mann des Krieges", murrte er. "Hätte der Große Vater mich dazu auserwählt, hätte er mir größere Kraft gegeben."
Nurm bemerkte nicht, dass schon seit einiger Zeit ein Schatten auf ihn fiel.
"Es ist keine Frage der Kraft, Priester, es ist die Berufung und die Kraft, die man daraus schöpft."
Nurm blickte auf. Vor ihm stand ein alter, weisshaariger Mann in einer einst goldenen Robe. Und er war tot. Das war offensichtlich. Zumindest hätte er es seinem Aussehen nach sein müssen, aber trotzdem stand er neben Nurm und unterhielt sich mit ihm.
"Dein Erwachen liegt noch nicht weit zurück, Priester. Verzage nicht."
Nurm schüttelte den Kopf.
"Ich kann damit leben…", hier lachte Nurm auf, "…oder was auch immer, aber das Kämpfen gegen andere Wesen…das ist mir zuwider. Ich vermag annährend nachvollziehen, was sich durch den Aufstieg des Lich-Königs alles geändert hat und wie wir…wie wir, die Verlassenen, damit umgehen und uns abfinden…mehr oder weniger. Aber..", Nurm holte tief Luft, "…aber dennoch bleib ich ein Diener des Lichtes und es ist meine Aufgabe zu heilen und zu segnen. Ansonsten wird mir der letzte Rest meines alten Ichs genommen." Bekümmert ließ Nurm den Kopf hängen.
Der goldgewandete Priester sah Nurm nachdenklich an, dann nickte er.
"Dann wird es Zeit, dass Ihr aufbrecht. Verlasst diese Gegend", hier umfaßte er mit den Armen die Umgebung, "verlasst Todesend und unterstützt den Kampf. Führt Euren eigenen Kampf: gegen schwärende Wunden und garstige Krankheiten."
Nurm blickte auf.
"Und wenn ich Euch einen Rat geben darf: reist nach in die Tiefe des Silberwaldes und sucht einen Tauren auf. Ihr könnt nicht fehl gehen, denn es hält sich nur ein Taure im Silberwald auf."
Nurm blinzelte.
"Ein Taure ? Aber was macht ein…"
Sein Gegenüber unterbrach ihn mit einer Handbewegung.
"Fragt nicht, macht Euch auf."
Nurm stand auf und zog seine vergammelte Robe glatt.
"Ich gehe los und suche einen Tauren auf."
Der Priester nickte.
"Einen Tauren, den ich nicht verfehlen kann, weil er der einzige Taure im Silberwald ist."
Der Priester nickte wieder.
"Und diesen Tauren muss ich heilen ?"
Der Priester stutzte, schüttelte verärgert den Kopf.
"Nein", kam die Antwort knapp, "er wird Euch einen Weg weisen."
Mit unsicheren Schritten ging Nurm los.
"Ja ja, geht nur ", spornte ihn der Priester an, " Es wird sich alles zurecht fügen, glaubt mir."

Eine Antwort auf „Die Erkenntnis“

Ein großer Heiler wächst heran… Ich freue mich schon darauf, von seiner Ausbildung zu hören. Unsere zotteligen Freunde sind keine schlechten Lehrer. Möge Eure Reise leicht und frei von Gefahren sein, Nurm.

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