"Seit ich mein Schwert und Schild wieder in die Hand genommen habe, sind schon einige Schlachten wieder geschlagen worden. Und wieder gingen wir siegreich hervor und stolz war ich, wackere Streiter an meiner Seite zu haben: Wargrok, Aeluinya, Braks und Khylon. So unterschiedlich vom Volk, Wesen und Charakter, so einheitlich im Kampf. Meine Gefährten waren nicht weniger Schwert und Schild, wie ich sie in den Händen halte. Was würde einem das schärfste Schwert und die stärkste Rüstung nützen, wenn man sich im Kampf nicht aufeinander verlassen kann ? Und so waren wir: vereint durch den Kampf, einem schlagenden Arm gleich. Und trotz unserer Siege spüre ich eine innere Unruhe, die ich noch nicht ganz ergründet habe. Es ist mir so, als ob sich ein heller Sonnentag ganz leicht, fern am Horizont mit grauen Wolken verdunkelt. Und fast bilde ich mir ein, dass das Land ebenso eine Unruhe verspürt. Ich meine, vereinzelt ein leichtes Beben zu verspüren, und auch der eine oder andere scheint es wahrzunehmen, doch es hört im nächsten Augenblick sogleich wieder auf und es entschwindet aus den Gedanken der Leute. Etwas regt sich, dass spüre ich ganz deutlich, und es ist nicht Arthas, weit im Norden, wobei diese Gefahr noch lange nicht gebannt ist. Eines Tages wird er seine Eiskrallen ausfahren und sich die Ländereien unterwerfen, die ihm zu nahe getreten sind. Er verhält sich schon lange zu still. Alle Völker von Azeroth haben rundum Eiskrone, der dunklen Festung Arthas´, Stellung bezogen und doch zeigt er sich nicht. Und dies ist die tödlichste Gefahr, wie die Geschichte immer wieder zeigt: unterschätze nie einen Feind.
Aber: wird dies mein Kampf sein ? Wird mich mein Schwert zu den eisigen Landen Nordends führen ? Oder gilt mein Kampf den kleineren, aber ebenso wichtigen Dingen ? Oder werde ich die Tür hier von innen versperren und den Kampf mit der Feder führen ? "
Gorrtak grinste und führte einen schwertähnlichen Streich mit der Feder, doch die Spitze der Feder war noch mit Tinte benetzt und sprenkelte durch die Bewegungen kleine Kleckse in sein Gesicht. Gorrtak hielt grunzend inne, legte die Feder beiseite, stand auf und suchte nach einem Lappen. Er öffnete einen Schrank und fand, was er suchte. Als er den Lappen herausholen wollte, bemerkte er aber, dass im Lappen etwas eingewickelt war. Erstaunt wickelte Gorrtak den Gegenstand aus. Zur seiner Verblüffung kam eine stählerne, mit Mithril und Edelsteinen geschmückte Zweihandaxt zutage. Im Knauf war ein Rubin eingearbeitet und auf den Waffenknopf stand in feinen Runen: "Ich bin die Axt von Grunzer, Bezwinger von Taragaman." Die Axt, geschmiedet von Magalos. Gorrtak lachte auf. Seit Jahren hatte er diese Waffe nicht mehr in den Händen gehalten. Ungewöhnlich leicht kam sie ihm vor. Vor Jahren hatte sie dem Orc gute Dienste geleistet, doch gegen die Feinde, gegen die er zur Zeit kämpfte, käme ein Hieb dieser Waffe einem Mückenstich gleich. Ruhmvolle Tage waren es damals. Behutsam wickelte er die wieder Waffe ein und verstaute sie wieder sorgfältig im Schrank und ging dann zum Tisch zurück. Mehr um seine Gedanke festzuhalten, schrieb er noch:
"Ich wünschte, ich hätte die Voraussicht von Wargrok, der mitunter einen Blick für Zukünftiges hat, dass es einem unheimlich wird. Nicht verwunderlich, dass ich ihn einst als Verräter beschimpft hatte, als ich ihn beobachtete, wie er mit den Nachtelfen paktierte. Doch wie alle seine Taten dient sein Tun anderen Zielen, die noch in der Zeit verborgen liegen mögen. Und so ist es jetzt auch: wir formen unsere Reihen der Streiter, um künftigen Gefahren zu trotzen. Welche Gefahren auch kommen mögen. Und so fügen sich auch Grìmur, der Druide und Itarildë, die Jägerin, in unsere Reihen ein: verlässliche und tapfere Kämpfer, ganz im Geiste der Finsteren Streiter. Vor ein paar Tagen drangen wir mit ihnen zusammen in den Nexus ein und auch sie trugen dazu bei, siegreich den Nexus wieder zu verlassen. Auch wenn sich manch einer noch nicht bereit fühlen mag, der große Kampf wird kommen und die Finsteren Streiter werden bereit sein."
Gorrtak nickte und stecke die Schreibfeder zurück ins Tintenfass.
"Noch lange nicht fertig, aber ein Anfang ist gemacht", murmelte er. Er reckte sich und gähnte. Er musste raus, den Wind auf sein Gesicht spüren. Gorrtak verließ den Raum und legte seine Rüstung wieder an. Er ging hinaus, zog sein Schwert und prüfte den Stahl im Licht der untergehenden Sonne. Dann saß er auf seinen Reitwolf auf und ritt durch Orgrimmar, hinaus in die Steppe von Kalimdor.
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Eine Antwort auf „Chronik des Kriegers – Kapitel I, 3.Teil“
„…auch sie trugen dazu bei, siegreich den Nexus wieder zu verlassen.“ Ja, ich habe mir wohl Mühe gegeben, Euch nicht zu oft im Weg herumzustehen. *grinst* Ich hoffe nur inständig, daß ein gemachter Anfang jetzt keine Schreibpause nach sich zieht. Die Nächte im Rattenloch sind lang, vergesst Euer Tintenfass nicht! Sich jetzt schon sehr auf mehr freuend,
Eure Jägerin.