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Nurm

Die Begegnung

Die Sonne brannte auf die Steppe des Brachlandes herunter und Nurm blinzelte geblendet. Die Überfahrt nach Kalimdor mit dem Luftschiff hatte sich als….sehr interessant herausgestellt. Nurm hatte unterschiedliche Leute kennengelernt, die die unglaublichsten Abenteuer erzählt hatten. Es waren Orcs an Bord, grünhäutige Wesen mit kriegerischem Instinkt, anmutende Blutelfen…und auch Untote. Verlassene, wie er einer war. Mit ihnen hatte er sich hauptsächlich unterhalten. Und Nurm erfuhr eine Menge über den Tag, als das Unheil über Lordaeron eingefallen war. Der Tag, an dem auch Nurm, der einst lebendige Nurm, gestorben war, um Jahre später als Untoter aufzuerstehen. Erst schien es Nurm unglaublich, dass der Sohn des Köngis, Prinz Arthas, für Lordaerons Unglück verantwortlich gewesen war, doch auch die Orcs und die Blutelfen bekräftigten den Wahrheitsinhalt dieser Geschichte. Beim Licht ! Ein Verrat am eigenen Volk ! Nurm war außer sich vor Zorn geworden und nur mit vielen Worten konnten die anderen Passagieren den Untoten wieder beruhigen. Mit düsteren Gedanken war Nurm in Kalimdor angekommen. Die große Stadt der Orcs, dieses hecktische Treiben in der Stadt, schreckte ihn ab und so hatte er sich zu Fuß nach Wegkreuz begeben. Die wilden Tiere hatten ihn in Ruhe gelassen, so eine düstere Stimmung ging von Nurm aus. Prinz Arthas ! Der junge Mann, der sich selbst dem Licht verschrieben hatte, hatte dieses unbeschreibliche Unheil auf Lordaeron herab geschworen und unzähliges Leben ausgelöscht. Das ganze Volk hatte zu ihm aufgeschaut, der König selbst hatte große Hoffnung in ihn gesetzt…und dann dieser Verrat. Welche Mächte ihn auch dazu getrieben hatte, so ein Vergehen war im Sinne des Lichtes unverzeihlich. Beim Licht !
Nurm blieb erstarrt stehen, denn auf einmal fiel ihm die Veränderung auf, die um ihn herum eingetreten war. Er blinzelte verwirrt. Die grasbewachsenen Steppe war einem kleinen Dorf gewichen, dass aus kleinen Zelten und einem gasthausähnlichen Gebäude bestand, unzählige Tauren und Orcs liefen hinundher. Auf einem kleinen Hügel stand ein kleiner Holzwachturm, der das Dorf überblicken konnte. Am Fuße des Turmes war ein Orc, der auf raubtierähliche, geflügelte Wesen einredete, die sich an Baumstämmen geklammert hatten. Nurm war in Wegekreuz. Zweifel an seinem gesunden, untoten Menschenverstand kamen in Nurm auf, doch diese Gedankengänge wurden von einem aufdringlich blickenden Troll unterbrochen, der ihm scharfe Blicke zuwarf. Nach abwechselnden Blicktausch hob der Troll endlich eine Hand und winkte ihn heran.
"Hey maan", rief er. "Es sieht so aus als ob Ihr etwas für mich hättet."
Nurm blinzelte verständnislos. Der Troll deutete auf den Beutel, den Nurm noch in der Hand hielt.
"Ihr kommt doch aus dem Silberwald, oder maan ?" ,fragte der Troll.
Nurm nickt zögerllich.
"Dann kommt her, maan".
Dämmrig kamen die Worte des Tauren in Nurms Kopf wieder hervor. Stimmt ! Er sollte den Beutel bei einem Troll, einem Apotheker, in Wegekreuz abgeben.
Nurm ging zu dem Troll hinüber und reichte dem Apotheker den Beutel rüber. Zu Nurms Verwunderung erhielt er abermals Silbermünzen.
"Danke, maan", sagte der Troll und machte sich mit seinen Reagenzgläsern, die vor ihm auf einen Tisch standen, zu schaffen. "Ja ja, geht nur ", rief der Troll hinterher, " Es wird sich alles zurecht fügen, glaubt mir."
Mit einer scharfen Bemerkung auf der Zunge steckte Nurm sich die Münzen in seine Tasche und trottete zum Gasthaus hinüber. Er war durstig nach der langen Reise. Und er brauchte ein Ort der Ruhe, um seine Gedanken ordnen zu können. Warum war er eigentlich her geschickt worden ? Nicht wegen der Apothekerlieferung, dass wusste Nurm. Es war ein…ein höherer Grund gewesen. Es hing mit dem Priestersinn zusammen. Beim Licht, viel schlauer war er aber nicht geworden. So erreichte Nurm missmutig das Gasthaus. Doch bevor er es betreten konnte, prallte der Untote mit einem großen, kriegerisch gerüsteten Orc zusammen. Mit einem schmerzhaften Plumps landete Nurm auf seinen knöchernden Hosenboden. Und schaute blinzelnd nach oben. Eine grünhäutige, mit Tintenklecksen übersäte Hand wurde ihm gereicht.
"Verzeiht mir", dröhnte eine tiefe Stimme. "Ich war mit meinen Gedanken woanders."
Dankend nahm Nurm die dargebotene Hilfe an und stand auf.
"Meine Gedanken waren nicht weniger weitschweifend", erwiderte Nurm.
Der Orc grinste.
"Dann sollten wir beide darauf achten, dass wir den Tag heil überstehen."
Nurm lächelte zurück. Nurms Grinsen wurde breiter als er bemerkte, dass im Gesicht des Orcs viele kleine Tintenkleckse waren, die teilweise verschmiert waren. Irritiert schaute der Orc ihn an.
"Was habt Ihr ?", fragte er. Nurm deutete mit seinen Knochenfingern.
"Ihr habt da sowas….im Gesicht…", versuchte Nurm zu erklären. Entgeistert riss der Orc die Augen auf.
"Verflucht", rief der Orc und lief kurzerhand ins Gasthaus.
"Wirt !", hörte man den Orc brüllen. "Einen feuchten Lappen, aber schnell !….nein, es ist mir egal, wieviele Kupferstücke es kostet, verfluchtnocheins ! Gebt mir den Lappen !"

2 Antworten auf „Die Begegnung“

Der Grunzer hatte schon immer ein Talent dafür, auf die richtigen Streiter zu treffen, wie mir scheint. Doch braucht Nurm meines Erachtens gar keine Referenzen mehr – ich bin mir sicher, daß wir viel von dem jungen Priester erwarten dürfen.

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