Schwer luftholend und gleichzeitig leicht aus den blanken Rippen pfeifend versuchte Nurm mit den Finsteren Streitern Schritt zu halten. Fast rutschte er auf einer Schleimpfütze aus, die irgendeine Schleimkreatur bei ihrem Ableben hinterlassen hatte, konnte im letzten Moment aber noch das Gleichgewicht halten. Der Gedanke, in so eine Substanz zu fallen, erfüllte ihn mit einem gewissen Ekel. Und das ihm als Untoten ! Aber auch Untote hatten ihre Grenzen, dachte sich Nurm. Er schaute wieder auf und musste feststellen, dass er erneut den Anschluss an die Gruppe verloren hatte. Resigniert sanken Nurm die Schultern herunter.
Beim Licht ! Die Finsteren Streiter legten ein Tempo vor, dem der Untote Priester einfach nicht folgen konnte. Er hatte die Höhlen des Wehklagens betreten, um seiner Bestimmung zu finden und den Gefahren zu trotzen. Aber bislang lief er nur den anderen hinterer, Heilung oder tröstende Worte brauchten sie wahrhaftig nicht. Es war deprimierend. Die Streiter fegten alles beiseite, was ihnen in den Weg kam, bevor Nurm sie eingeholt hatte. Das Einzige, was ihm übrig blieb, war die Leichen zu plündern und nach etwas Brauchbaren zu durchsuchen. Und mittlerweile waren seine Taschen prall gefüllt. Anfangs hatte er vor jede Biegung im Höhlengang Angst gehabt, jederzeit darauf gefaßt, von Elfen, Schleimwesen, Raptoren und Schlangen angegriffen zu werden. Doch die Finsteren Streiter liefen durch die Höhlen der Wehklagen wie ein heisses Messer durch ein Stück Butter und Nurm vergaß schnell die Gefahr, um die er sich anfangs noch so viele Gedanken gemacht hatte.
Nurm seufzte laut und macht sich daran, den anderen wieder nachzulaufen. Dann und wann sammelte er Münzen auf, die am Boden lagen. Oder eine Nektarflasche. Oder Stofffetzen. Oder schöne Dolche. Oder schöne Armreifen. Oder tödliche Krallen. Krallen ? Nurm hielt augenblicklich inne und sah langsam auf. Vor ihm stand ein Raptor, der ihn mit bösen Augen ansah. Und knurrte. Und seine Zähne zeigte. Rechtzeitig schaffte es der Untote Priester einen Schild in die Luft zu weben, so entkam Nurm dem tödlichen Biss des Raptors. Mit einem schrillen Schrei rannte Nurm los, der Raptor setzte ihm stark nach. Nurm sah hinter sich und schrie wieder jaulend auf. Der Raptor war beängstigend nah. Nurm erneuerte sein Schild, murmelte die Worte fast so holprig, dass der Zauber erst nicht funktionieren wollte. Er hörte eine Stimmte vor sich und etwas Goldenes auflblitzen. Dann erschien die Blutelfe Itarildë um die Ecke und rief ihm zu, doch Nurm verstand nicht. Er lief weiter. Itarildë rief erneut und das goldene Etwas entpuppte sich als ihr Feuerfalken, ihrem treuen Gefährten. Itarildë rief wieder, nein, sie brüllte.
" Runter !"
Nun verstand es auch Nurm. Er schmiss ich auf den Boden. Blitzschnell legte die Blutelfe ihren Bogen an, legte einen Pfeil auf die Sehne und traf den Raptor tödlich ins Herz.
Keuchend erhob sich Nurm. Und stutzte. Er sah an sich herab: er war direkt in eine Schleimpfütze gelandet.
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2 Antworten auf „Die Höhlen des Wehklagens“
Meine Heldin, die hoffentlich bald wieder genesen ist, retten den kleinen Pfaffen. Wie immer eine schöne Weiterführung der Geschichte. Mehr… und ich will auch wissen wer bei Gorrtak geklopft hat.
Sehr schön, dass die anderen Geschichten weitergehen. Weiter, weiter. 🙂