Aeluinya ließ sich nicht blicken. Nie wieder war ich ihr hier begegnet, und doch hoffte ich jedes Mal aufs Neue, wir würden uns noch einmal hier treffen. Vielleicht hatte sie jenen Abend längst vergessen. Und selbst wenn nicht, wäre er doch nur ein Bild in einer langen Reihe bedeutungsloser Ereignisse zwischen wichtigen Schlachten und großen Festen. Ob sie ahnte, wie sehr mein Herz an dieser Erinnerung hing? Bedauernd steckte ich meine Angel ein und kehrte in die Scherbenwelt zurück, um den Sporeggar noch einen Gefallen zu erweisen, um den sie mich gebeten hatten.
Überschätzung
Das Gasthaus in Dalaran war gut gefüllt. Ebenso die Orcs, Trolle und Tauren, die sich mit Geschichten ihrer Heldentaten übertrumpften und ihre Krüge aneinander oder anderen auf den Kopf schlugen. „Schade um die Krüge“, dachte ich mir nur. Ich mochte sie nicht und sie mochten mich nicht und so setzte ich mich auf das Bärenfell vor den Kamin und ließ mir von einer tänzelnden Trollfrau etwas zu trinken bringen. Ich wollte mich noch etwas ausruhen und Kraft sammeln bevor ich mich nach Eiskrone aufmachte. Doch dazu sollte es nicht kommen …
Der Abend am Verdantis… Welcher Zauber auch immer da wirkte, er befiel auch den Ort, um nicht zu vergehen. Auf ewig hatte sich dieses Bild in meine Netzhaut eingebrannt: die Hexenmeisterin, die an seinem grünen Ufer saß und die Angel auswarf. Wann immer ich den Verdantis passierte und Aeluinya nicht wirklich dort sah, entdeckte ich die Einsamkeit, die sie dort hinterlassen hatte, doch es war eine Einsamkeit, die die Erinnerung an kostbare Stunden in sich trug.
Freude und Leid
Das Feuer vor mir brannte in wunderschönen Orangetönen und fasziniert von dem Farbenspiel schaute ich in die Flammen. Wie jeden Abend hatte ich es mir auf einem Bärenfell vor dem Kamin des Gasthauses im Horden-Viertel von Dalaran bequem gemacht. Meist schlief ich sofort ein, manchmal habe ich auch noch an einen zurückliegenden oder bevorstehenden Kampf gedacht. Doch die letzten Abende waren meine Gedanken nur noch befallen von meiner Vergangenheit. So auch dieser. Ich erinnerte mich an die Anfangszeit meiner Reise, die mich hierher geführt hat …
Die Vergangenheit liegt in der Zukunft
„Nicht unter jeder Krone befindet sich ein wahrer König, nicht in jedem Bettlergewand auch wirklich in Bettler. Ihr habt viele Geschichten gehört, aber Geschichten sind nur Geschichten. Entscheidet selbst, welche Wahrheit die richtige ist.“
Was ist die Wahrheit? Was ist richtig, was falsch? Mit jedem Tag habe ich das Gefühl, mich immer mehr von den Antworten zu entfernen. Bin ich gut oder böse? Selbst diese Frage kann ich inzwischen nicht mehr mit Gewissheit beantworten. Wenn ich in die Vergangenheit schaue, schaue ich in ein tiefes Loch. Ich bin jetzt. Ich bin hier. Und meine Zukunft ist offen. Ich heiße Aeluinya und das ist meine Geschichte …
Höllenfeuer und Orcs
Der Weg durch die Höllenfeuerzitadelle wäre für Grímur und mich allein ein sicherer Weg in den Tod gewesen. Auch mit Ael an unserer Seite war es mitunter alles andere als ein Spaziergang, sicher nicht wegen der Stärke der Gegner, wohl aber wegen ihrer Überzahl. Meine Unerfahrenheit erwies sich als zusätzliche Schwierigkeit. Die Hexenmeisterin kämpfte nicht mit Pizfip an ihrer Seite, sondern beschwor einen Leerwandler, der erst ein paar Angriffe einstecken musste, bevor er zu Höchstform auflief. Er war ein Dämon. Wenn seine Energie aufgebraucht war, würde er wieder im Nether verschwinden. Er müsste erneut beschworen werden, was sicherlich lästig war und viel magische Energie kostete, sonst aber keinerlei bleibenden Schaden anrichtete. Das alles verstand ich, doch es war mir nahezu unmöglich, meinen Instinkten nicht zu folgen. Automatisch betrachtete ich alles, was an der Seite seines Herren kämpfte, als einen Begleiter.
Finstere Stunden
Bevor ich anfing die Scherbenwelt zu erforschen, wollte ich erst einmal die Dinge in den vertrauten Ländern erledigen. So war ich gerade in Silithus unterwegs, als ich den Geruch der Hallen gepaart mit etwas sehr Üblem wahrnahm. Ein Finsterer Streiter war in der Nähe, und er schien viele Tage in einer Gruft zugebracht zu haben.
Der Weg nach Shattrath
Ich lernte mein Handwerk und erkundete die Welt, so gut es eben ging. Manchmal tat ich mich mit Grímur zusammen, um verschiedene Aufträge zu erfüllen. Er war ein treuer Gefährte, dessen druidische Fähigkeiten sich gut mit denen des Jägers verbanden. Noch immer hielt ich mich mehr an die Tauren als an die Blutelfen. Zwar grollte ich meinem Volk nicht mehr, jedoch fühlte ich mich bei den Tauren nach wie vor am wohlsten. Sie hatten mir eine zweite Heimat gegeben und sich meine uneingeschränkte Treue verdient.
Geschichte einer Jägerin
Mein Name ist Itarildë, und ich bin eine Jägerin wie meine Eltern vor mir. Ich kam 27 Jahre vor Öffnung des dunklen Portals als erstes und einziges Kind von Thelis und Kylene zur Welt. Wir lebten in einer kleinen Hütte fernab der Städte und Siedlungen. Schon früh lernte ich im Wald zu überleben, zu jagen und Spuren zu lesen. Mit meinem Vater baute ich aus Ästen und Sehnen meine ersten primitiven Bögen, meine Mutter zeigte mir, wie ich aus Leder einen einfachen, kleinen Köcher für meine Pfeile herstellen konnte, und solange wir mit dem auskamen, was wir an Vorräten hatten oder uns selbst in den Wäldern beschaffen konnten, lebten wir unbeschwert und zufrieden in den Tag hinein.