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Gorrtak lag unruhig in seinem Schlaflager. Er war müde und das rührte nicht vom Met her, den er zusammen mit seinen Gefährten bis spät in die Nacht getrunken hatte. Das Gefühl, die alten Weggefährten wiederzutreffen, war unbeschreiblich, doch all die Geschichte von fernen Ereignissen...dies war doch etwas viel für den Kopf eines einfachen Kriegers.
Es waren zum Geschichten über den endlosen Kampf gegen die Brennende Legion, doch Taugrors Frage nach Hilfe beschäftigte ihn mehr. Es lag wohl daran, dass Blutelfen darin verwickelt waren, die er bislang nur vom Hören kannte.
Und es lag an der eindringlichen Stimme Taugrors, mit der er seinen Hilferuf im Laufe des Abends immer wieder verstärkt hatte. Was hatte ein Taure mit Blutelfen zu schaffen ? Und wie konnte Wargrok Hilfe zusichern, wenn er doch selbst gerade wieder in Orgrimmar angekommen war. Gorrtak seufzte. Es hatte keinen Zweck, weiterhin den Schlaf zu suchen. Er hievte sich hoch und zündete die Öllampe an, die in der Raummitte auf einem Tisch stand. Er öffnete die Fensterläden und schaute auf die schlafende Stadt hinunter. Gedankenversunken schaute er in die Ferne. Ein Geräusch riß ihn aus seinen Gedanken. Gorrtak drehte sich um und sah Wargrok, der anscheinend auch keinen Schlaf finden konnte.
"Seid Ihr bereit, Krieger ?", fragte der Schamane mit scharfen Blick.
"Bereit ? Wofür ?", entgegnete Gorrtak.
"Mir abermals zu vertrauen, Gorrtak;" antwortete Wargrok. "Mir abermals auf einen Weg zu folgen, der Euch verwirren wird und Ihr den Grund anfangs nicht verstehen werdet."
Gorrtak schnaubte.
"Wie üblich also." Es war eine Festellung, keine Frage, die der Krieger formulierte.
Ein kleines Lächeln umspielte Wargroks Mund, dann nickte er.
"Wie üblich. Aber ich kann Euch versichern, dass Ihr eines Tages eine Erklärung zu alldem von mir erhalten werdet."
"Es geht um die Blutelfen, oder ?"
Wargrok nickte.
"Ihr habt einen scharfen Verstand, Krieger. Oder Euch ist etwas von der Vision eigegeben worden, die auch mir eingegeben wurde."
Gorrtak schüttelte den Kopf.
"In meinem Kopf ist kein Platz für Visionen, dass ist zu verwirrend für mich."
"Dann folgt mir, Gorrtak. Einige sind schon voraus gegangen, andere werden noch folgen. Welche, die Ihr kennt und welche, die Ihr noch kennenlernen werdet."
Und so verließen die beiden Orcs in später Nacht Orgrimmar, schlugen eine nordwestliche Richtung ein und überquerten den Fluss.
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Sie erklommen eine kleine Hügelkette und stiegen in eine flache Sohle hinab. Gorrtak erkannte ein kleines Lagerfeuer, an dem ein alter Orc saß und anscheinend auf sie wartete. Als sie sich näherten, erhob sich der alte Orc und grüßte sie.
„Seid gegrüßt, Streiter. Wargrok kennt bereits meinen Namen, Krieger, und so möchte ich mich Euch vorstellen: man nennt mich Grobrakh und ich kreuzte schon vor einiger Zeit Wargroks Weg.“
Gorrtak warf Wargrok einen Blick zu, erwiderte dann aber den Gruß des alten Orc.
Grobrakh deutete auf das Lagerfeuer.
„Setzt Euch doch. Wir werden uns noch kurz unterhalten, bevor Ihr Eure Reise antreten werdet.“
Nach kurzem Zögern nahm der Krieger am Lagerfeuer Platz, Wargrok folgte seinem Beispiel.
„Wer seid Ihr, Grobrakh ?“, fragte Gorrtak.
Der alte Orc lächelte. „Ich sehe, dass Ihr hinter einen Namen schauen könnt, um dessen Kern und Bedeutung zu erkennen. Und so habt Ihr recht, dass Grobrakh nicht mein eigentlicher Name ist. Aber auf dieser Welt wurde er mir gegeben und ich lebe schon sehr lange mit ihm. Ich wachse hinein. Ich bin“, der Orc zögerte kurz, „ich bin ein Bote im Dienste Thralls. Und dank meiner Begabung erkenne ich Dinge, die anderen verborgen bleiben. Ich erkenne Wege, die andere allein nicht beschreiten können und ich stehe ihnen auf diesen Wegen bei.
Ich bin ein ewig Suchender, der die Geschicke eint, damit das Unheil nicht auf diese Welt einbricht. Und so traf ich einst Wargrok, da ich erkannte, dass er Personen begegnen würde, die mich unterstützen könnten.“
Grobrakh schaute dem Krieger tief in die Augen, doch der Krieger ließ sich nicht einschüchtern und wartete die Fortsetzung der Geschichte ab.
„Es braut sich etwas zusammen, Gorrtak“, fuhr Grobrakh fort. „Im Norden des Östlichen Königreiches. Ein alter Feind sammelt seine Kräfte und wir müssen Schritte einleiten, um gegen diese Gefahr gewappnet zu sein. Doch vorher müssen wir noch anderenorts Kämpfe austragen, um die Grenzen klarer zu ziehen und um den alten Feind Einhalt zu gebieten.“
„Ihr bringt uns zu den Blutelfen, nicht wahr ?“, fragte Gorrtak.
Grobrakh nickte.
„Ja, die Blutelfen spielen in diesem Ganzen eine besondere Rolle. Und eine Gruppe von ihnen benötigt Eure Hilfe. Es ist ein kleiner Anfang, um den Sturm begegnen zu können. Einige von Euch sind schon zu ihnen gereist. Ihr seid nun die letzten.“
Nach einer kurzen Pause fragte Grobrakh: „Seid Ihr bereit ?“
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Ael? Aeeeel? AEEEL! Aeluinya schrak hoch und schaute Isanviana in die Augen. Träumst du? Nein, ich
", sie schwieg kurz und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. Musst du eigentlich oft an zuhause denken?, fragte Aeluinya und schaute dabei mit leerem Blick in das Lagerfeuer vor ihnen, während sie mit einem schon halb verkohlten Stock in die Flammen stach. Du meinst an unsere Eltern? Ja, auch. An alles, an damals, an unser Leben vor
vor diesem hier. Isanviana überlegte kurz. Nicht oft, aber manchmal. Unsere Aufgabe ist zu wichtig, um zurück zu schauen. Sie runzelte die Stirn und beobachtete Aeluinya, die traurig in die Flammen blickte. Im Licht des Feuers sah Isanviana ein dunkles Funkeln in den Augen ihrer Schwester. Sie kannte es inzwischen nur allzu gut, auch wenn sie es nicht verstand. Sie wusste nicht, woher es kam, aber sie wusste, dass es Aeluinya von innen heraus aufzufressen schien.
Isanviana lächelte. Weißt du noch, an der Elrendarkreuzung? Aeluinya schaute auf und ihr Gesichtsausdruck wurde fröhlicher. Ja, da haben wir uns zum ersten Mal wieder getroffen, nachdem du mit Juuly die Heimat verlassen hast. Sie blickte mit strengem Blick zu Isanviana. Du hast mir meinen Dämon kaputt gemacht! Woher sollte ich auch wissen, dass das deiner war?! Beide lächelten sich an. Weißt du wie schwer es für mich damals war, einen brauchbaren Dämon zu beschwören? Und du kommst daher, schreist Vorsicht! und streckst ihn mit einem Feuerball nieder. Die Schwestern schauten noch eine Weile vergnügt ins Feuer bis Isanviana mit leiser Stimme das Knistern der Flammen unterbrach: Heute ist es nicht mehr schwer für dich. Aeluinyas Lächeln verschwand. Es ist nicht mehr schwer., bestätigte sie trocken die Feststellung ihrer Schwester.
Viel Zeit ist vergangen, seit ich meine Ausbildung in Silbermond begann. Viel Zeit der Zweifel, viel Zeit der Angst. Aeluinya stocherte weiter in den Flammen rum. Und die Zweifel und die Angst sind verflogen?, fragte Isanviana vorsichtig nach. Ja., antwortete ihre Schwester überzeugt. Wieso sehe ich dann immer noch Trauer in deinem Gesicht? Weil ich noch immer nicht das gefunden habe, wonach ich suche. Aeluinya stach nun intensiver mit ihrem Stock in die Flammen und Isanviana bemerkte, wie die Trauer langsam in Wut überging.
Du weißt, dass ich den Weg der Magie, den du eingeschlagen hast, nicht schätze. Er ist nicht gut für dich und er ist nicht gut für uns., sagte Isanviana besorgt. Was weißt du schon
, flüsterte Aeluinya gerade so laut, dass es ihre Schwester noch hören konnte. Ich weiß, was ich sehe. Und das gefällt mir nicht., antwortete Isanviana mit dem strengen Ton einer großen Schwester. Gerade als sie den Satz beendet hatte, brachte eine plötzliche Kälte sie zum zittern. Sie bemerkte, wie das Funkeln in Aeluinyas Augen zwar dunkler, aber dennoch stärker wurde und das Feuer in einen violetten Schein tauchte. Dann sollten sich unsere Wege trennen., antwortete ihre kleine Schwester erstaunlich ruhig.
Nein! Wir haben einen Weg zu gehen und wir werden ihn gemeinsam gehen!, sagte Isanviana bestimmend und legte ihre Hand auf Aeluinyas Schulter. Du weißt doch, wir haben ein paar starke
Freunde, die uns zur Seite stehen. Und wie ich gehört habe, werden sogar noch weitere folgen. Nicht gerade gepflegte, teilweise sogar recht hässliche Kreaturen, jedoch sehr mächtig. An den Anblick gewöhnt man sich ja auch, aber der Geruch
Isanviana bemerkte ein leichtes Lächeln auf den Lippen ihrer Schwester. Und wir werden auch finden, was du suchst., fügte sie mit sanfter Stimme hinzu. Aeluinya schaute in das Feuer, das inzwischen wieder kräftig in seinem ureigenen Feuerton erstrahlte und flüsterte leise: Danke.
In dem Moment kam Juuly mit zwei Kaninchen in der Hand hüpfend und pfeifend angerannt. Und habe ich was verpasst? Über was habt ihr geredet?, fragte sie mit singender Stimme. Über stinkende Orcs., antwortete Isanviana und brach zeitgleich mit Aeluinya in ein schallendes Lachen aus. Och, das nächste Mal wartet ihr aber., erwiderte Juuly leicht schmollend. Jemand Hunger?, fragte sie in die Runde und hielt die Kaninchen hoch. Juuly, du bist mit Abstand meine Lieblingsschwester., antwortete Aeluinya. Und meine noch mehr., konterte Isanviana.
Das fröhliche Gelächter der drei Schwestern war an diesem Abend noch lange und weit zu hören.
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Juuly legte ihren abgenagten Knochen beiseite und trank einen Schluck Honigwein aus ihrem Tonbecher. Der Abend war schon weit fortgeschritten und die Luft war noch angenehm mild und der Nachthimmel bot einen wunderbaren auf die Sterne. Das leckere Abendessen und dazu noch der süße Honigwein bereiteten ihr ein ausgesprochenes wohliges Gefühl.
"Habt ihr vorhin wirklich über die Orcs gesprochen ?", fragte Juuly.
Isanviana schaute kurz auf.
"Nein, nicht wirklich.Es war mehr ein Scherz."
"Obwohl die ganze Sache eigentlich gar nicht zum Lachen ist...", meinte Juuly.
"Du meinst, weil dieser Orc wie aus dem Nichts erschienen war ?" erwiderte Aeluinya. "Glaube mir, man gewöhnt sich an so etwas. Egal, welche Wesen plötzlich vor einem stehen."
Juuly sah ihre Schwester an. Aleuinya stand mit der dunklen Magie im Bunde und so wankelmutig sie auch in ihrer Stimmung war, so übertrug es sich langsam auf ihre Persönlichkeit. Juuly konnte sie oft nicht richtig einschätzen.
"Nicht nur das", meinte Juuly. "Sondern mehr, was er uns gesagt hat."
Isanviana nickte zustimmend. "Ja, aber irgendwie haben wir doch immer gespürt, dass irgendetwas...irgendjemand eines Tages auf uns zu kommen wird."
"Ja, aber es dann so auf die Nase gebunden zu bekommen, macht einem schon nachdenklich", entgegnete Juuly. " Ich fühle mich dem so hilflos ausgeliefert".
" Du hast Angst zu versagen", meinte Aeluinya scharf.
Juuly ging auf den Tonfall nicht weiter ein.
" Nein, aber ist es nicht schrecklich zu wissen, dass einem der Weg vorbestimmt ist ?"
Isanviana zuckte mit den Schultern.
" Es liegt an dir, den Weg zu folgen", sagte die älteste Schwester.
"Meinst du wirklich, so kann man seinem Schicksal entgehen", fragte Aeluinya. "Ich hatte es versucht...", sagte die Hexenmeisterin leise, mehr für sich.
Juuly hatte diesen Nachsatz sehr wohl vernommen und nickte.
"Das ist genau das, was ich meine", sagte sie.
"Ich meine, wir sollten uns nicht davon weiter beirren lassen. Es braut sich etwas zusammen, jeder weiss es in Silbermond und wir haben es ebenfalls immer wieder festgestellt. Und ich wenn ich etwas dagegen tun kann, dann will es auch tun."
"Jedenfalls sind wir nicht allein", ergänzte Juuly.
Isanviana nickte.
"Ja. Dieser Grobrakh sagte, dass er uns Helfer schicken würde, aber diese nicht nur uns helfen würden, sondern wir auch denen."
"Orcs...", sagte Juuly nur.
"Nicht nur Orcs", ergänzte Aeluinya. "Auch Trolle und diese...diese Untoten...die Verlassenen...das Bündnis kostet einiges an Überwindung:"
"Nicht die Herkunft wird über den Erfolg entscheiden, sondern allein die Taten", schloss Isanviana.
Ein Grummeln drang durch den Wald. Aeluinya schaut zum Nachthimmel hinauf, in der Vermutung, dass ein Gewitter sich zusammen brauen würde. Doch der Himmel war immer noch sternenklar. Dann durchdrang helles Licht den Wald und badete die Blutelfen in einem silbrigem Licht. Mit einem elektirsiertem Knall war wieder alles vorbei. Kampfbereit stand Isanviana langsam auf.
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Aeluinya und Juuly erhoben sich ebenfalls. Juuly hielt ihren Kampfstab kampfbereit vor sich. Auch ihre ältere Schwester war auf das Äußerste gespannt und nickte ihren Schwestern langsam zu. Sie beschlossen, diesem Ereignis auf die Spur zu kommen. Geschlossen näherten sie sich dem Waldstück, aus dem das Licht gekommen war. Dann gaben sie ihre Formation auf und fächerten weiter auseinander.
"Fürchtet Euch nicht", drang eine rauhe Stimme aus dem Wald.
Die Bluteflinnen hielten inne.
"Wir hegen keine kriegerische Absicht", sprach die Stimme weiter. „Mein Name ist Wargrok und mit mir gekommen ist Gorrtak. Wir… wir haben eine seltsame Reise hinter uns.“
„Orcs“, flüsterte Juuly. „Die kann ich sogar gegen den Wind riechen.“
Mit einem Blick ermahnte Isanviana ihre jüngere Schwester, still zu sein.
„ Dann kommt heraus, Orc, wenn das, was Ihr gesagt habt, die Wahrheit ist“, sagte Isanviana laut.
Lautes Rascheln aus dem Unterholz deutete daraufhin, dass die Orcs sich tatsächlich zeigen wollten.
Juuly traute dem Frieden nicht so ganz, obwohl ihre Schwester anscheinend anderer Meinung war.
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